Anfang der Woche verschlug es Brina und mich in den Kölner Stadtteil Bickendorf. Wir hatten uns vorgenommen, uns auf die Suche nach einem kurzen Multi-Cache von nur zwei etappen Länge zu begeben, der von seinem Owner auf den vielversprechenden Namen „Luftschiffhafen Cöln“ getauft wurde.
Da Bickendorf im Nordwesten Kölns zu finden ist, und von Esch somit nicht allzu weit entfernt ist, ging die Anfahrt mit dem Wagen in allerhöchstens einer Viertelstunde über die Bühne. Wir parkten, nachdem wir wegen anhaltender Bauarbeiten beim ersten Mal glatt am Zielgebiet vorbeigefahren sind, in einer Seitenstraße nicht weit von der Mathias-Brüggen-Straße, in welche die Startkoordinaten des Caches zeigten, und begaben uns anschließend zum Startpunkt. Zumindest dachten wir, dass wir uns zum Startpunkt begeben, denn wie sich nur wenig später herausstellen sollte, waren die Anfangskoordinaten vom Owner lediglich dazu gedacht, auf eine Parkmöglichkeit um die Ecke hinzuweisen. Dies ging jedoch aus der Beschreibung nur unzureichend hervor, weshalb wir erst einmal eine gute halbe Stunde damit zubrachten, in einem Wohngebiet nach einem Erdanker zu suchen, welches – zumindest auf uns – nur wenig einladend wirkte, was nicht zuletzt an vorherrschenden Plattenbaustil gelegen haben dürfte.
Bei dem geforderten Ankerplatz handelte es sich sogar um den wohl letzten auf dem europäischen Festland noch weitestgehend erhaltenen Erdanker seiner Art! Letztere dienten zu Beginn des 20. Jahrhunderts, zu einer Zeit, als die Zeppeline nach Köln kamen, als feste Ankerplätze für die inzwischen weitestgehend von der Bildfläche verschwundenen einstigen Giganten der Lüfte. In Köln-Bickendorf befand sich zu dieser Zeit ein von seinen schieren Ausmaßen her gigantischer Luftschiffhafen, deren einziges Überbleibsel besagter Erdanker ist. Und so suchten und suchten wir die Gegend ab – doch wir fanden nichts was so ausschaute, als hätte man einst ein riesiges Luftschiff daran vertauen können. Leicht frustriert und an der Aktualität des Geocaches zweifelnd machten wir uns auf den Rückweg zum Auto. Wir liefen gerade an den Toren des Colonia-Werks vorüber, als uns auf der anderen Straßenseite eine Konstruktion ins Auge stach, die mich in ihrem Stil entfernt an ein etwas zu groß geratenes Gewächshaus erinnerte. Da ich meine Brille nicht auf hatte, kniff ich die Augen zusammen und schaute etwas genauer hin – da war er: der gesuchte Luftschiffanker! Ein überdimensionales Nadeloer mit einem dicken Fuß aus Gestein und Beton, welcher einst tief ins Erdreich eingelassen war, nun jedoch von einem Glashauskonstrukt vor Sprayern und sonstigen Vandalen geschützt vor dem Betriebsgelände der berühmten roten Kräne und Kranwagen die Zeiten überdauert.
Nun mussten wir lediglich noch die geforderte zweistellige gelbe Zahl suchen, die laut der Cache-Beschreibung auf Geocaching.com in unmittelbarer Nähe des Erdankers zu finden sein sollte und uns dabei helfen sollte, die Koordinaten des Final zu errechnen. Die war schnell gefunden und so hatten wir den Lagepunkt des Caches in den Händen, bzw. die Koordinaten zur Location stand notiert in unserem Logbuch. Ein paar Minuten und ein paar kräftige Schlucke kühles Nass später, die Sonne stand mittlerweile hochoben am Himmel und knallte erbarmungslos auf uns herab, waren wir auf dem Weg zum Cache.
Wir verließen das Industriegebiet rund um die Mathias-Brüggen-Straße und bewegten uns schnurstracks auf einen ausgetrampelten Feldweg zu. Spätestens als wir dort ankamen war uns klar, dass wir uns wohl oder übel durch die Pampa würden schlagen müssen, denn der Cache befand sich schätzungsweise in gut 500 Meter Entfernung auf der gegenüberliegenden Seite eines brachliegenden Feldes, das seine besten Zeiten – ähnlich wie der Luftschiffhafen zu Cöln – schon lange hinter sich hatte. Wir ließen uns von diesem unerwarteten Ausflug durch die Natur jedoch nicht von unserem Ziel ablenken und bewegten uns immer weiter in Richtung Cache. Irgendwann erreichten wir das Ende des Feldes und wenig später ein kleines Waldgebiet – meine GPS-App schlug aus, nur noch wenige Meter und der Schatz würde uns gehören!
Wir schlugen uns in die Büsche und fanden uns plötzlich neben zwei aufgeschlagenen Zelten wieder. Was die dort zu suchen hatten, – um es mal mit Stefan Raab zu sagen: Man weiß es nicht. Vielleicht leben dort Obdachlose oder irgendwer wurde während seines (in diesem Fall ziemlich unbeholfenen) Camping-Versuchs von einem Unwetter überrascht und ließ von jetzt auf gleich alles stehen und liegen. Wie dem auch sei: Viel weiter konnte man das Waldgebiet nicht betreten, doch wir waren ganz dicht am Cache dran, da waren wir uns sicher! Zum einen, weil ganz in der Nähe ein Fabrikgelände begann und dieses von Maschendrahtzäunen vor ungewünschten Besuchern (und allzu neugierigen Geocachern) abgeriegelt war, zum anderen, weil sich meine GC Tools gar nicht mehr einbekamen und uns andauernd darauf hinwiesen, dass wir quasi jede Sekunde über den Cache stolpern müssten. – Und fast genau so kam es schließlich auch: Mal kurz gegen ein paar allzu offensichtlich drappierte Äste getreten und da lag er vor uns, eingelassen in der Erde.
Was ein enorm fetter Cache! Ok, nicht ganz so fett wie die Bibliothek in Mengenich, aber dennoch! Bei dem Behälter handelte es sich allen ernstes um eine ausgediente Munitionsbox der US-Armee, was ich persönlich ultrastylish fand, was eingeschworene Pazifisten jedoch mit an ziemlicher Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit grundlegend anders sehen dürften. 😉
Neben dem obligatorischen Logbook und zig Spinnen und anderem Kriechtieren, befanden sich zum Zeitpunkt des Fundes noch eine getragene Basecap, ein Hard Rock Cafe-Button, sowie ein paar Stifte, mehrere kleine Sammelfiguren, zwei Bücher, etwas, das uns frappierend an einen Eiskratzer erinnerte, jedoch zweifelsohne kein solcher war, und das Highlight, ein schmucker Tracking-Bug in der Munitionsbox. Wir trugen uns ins Log ein, entnahmen unsererseits den Hard Rock-Button, der mittlerweile meinen good ol‘ Converse-Bag ziert, und legten wiederum einen IKEA-Bleitstift rein. – Ein fairer Tausch, würde ich sagen.
Im Grunde war „Luftschiffhafen Cöln“ alles andere als ein spektakulärer Geocache. Wer einen Blick ins Geocaching-Archiv wirft, findet mit Sicherheit spannendere und auch suchenswertere Multis. Dennoch hat mich dieser Cache irgendwie fasziniert und letztendlich dazu veranlasst, mich mal wieder ein wenig mit meiner Heimatstadt Köln und ihrer Geschichte zu beschäftigten. Also hat sich die langwierige Suche doch gelohnt, oder?