Rayman Legends_

18. Oktober 2013          Review          "Werbung"
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Da ich dem Super-Mario-Alter inzwischen dann doch recht deutlich entwachsen bin und mich der flitzende blaue Igel noch nie wirklich gereizt hat, gibt es da draußen eigentlich nur noch einen Plattformer, mit dem ich guten Gewissens zur Kasse gehen kann, ohne auf dem Weg dorthin von meinen lieben Mitmenschen doof – und eventuell auch ein bisschen mitleidig – angeglotzt zu werden: Rayman. Seit vielen Jahren schon bin ich Fan des kleinen Blondschopfs, und nachdem mir „Rayman Origins“, der 2001 erschienene erste Teil des von Lizenz-Inhaber Ubisoft komplett generalüberholten Franchise, wirklich ausgesprochen gut gefallen hat (siehe meine Videospielreview), stand es für mich wie in Stein gemeißelt fest, dass sich auch der Nachfolger „Rayman Legends“ irgendwann in meine Sammlung verirren würde. Irgendwann war in diesem Fall am Erscheinungstag.

Da ich bislang so ziemlich jedem einzelnen Rayman-Videospiel auf Xbox 360eine ausführliche Rezension gewidmet habe – ja, sogar den vermaledeiten Pseudo-Ableger „Rayman: Raving Rabbids“ – und ich diese schöne, ja beinahe schon lieb gewonnene Tradition trotz aktueller Review-Flaute nicht enden lassen wollte, stand es für mich außer Frage, dass ich mir auch im Falle von „Rayman Legends“ die Finger wund tippen würde. – In diesem Sinne…

Rayman Legends
2013, Jump’n’Run, Xbox 360
Ubi Art / Ubisoft
Rayman.Ubi.com

Spieletrailer

Beschreibung
„Rayman, Globox und die Kleinlinge durchstreifen einen Zauberwald, als sie ein geheimnisvolles Zelt mit einer Reihe verführerischer Gemälde entdecken. Bei näherer Betrachtung merken sie, dass jedes Bild die Geschichte einer mythischen Welt zu erzählen scheint. Lange starren sie auf das Bild einer mittelalterlichen Landschaft, in das sie plötzlich hineingezogen werden. Unvermittelt finden sie sich in einer neuen Welt wieder und das Abenteuer kann beginnen. Die Bande muss rennen, springen und sich durch die Welten kämpfen, um ihr Ziel zu erreichen und das Geheimnis hinter jedem der legendären Bilder zu lüften.“ – Quelle

Review

In der Marketingabteilung von Ubisoft, kurz nach dem zweiten Knoppers des Tages: „Hört mal Jungs, eigentlich war unser „Rayman Origins“ ja schon ein großartiges Spiel, nur leider schlug sich das kein bisschen auf die Verkaufszahlen durch. Warum also ein komplett neues Spiel entwickeln? Gehen wir doch stattdessen einfach noch einmal drüber, überlegen uns ein total cooles neues Setting, basteln ein paar neue thematisch passende Levels zusammen, setzen hier und da den Rotstift an und packen irgendein Online-Feature bei, das die Leute ein bisschen länger bei der Stange hält, und veröffentlichen das Endresultat dann nicht etwa als DLC, sondern nennen es „Rayman Legends“ und stellen es als Vollpreistitel für knackige 59,95 Euro in den Handel.“ – „Au ja, Cheffe, so machen wir’s!“ Ja doch, so oder so ähnlich muss sich die ein oder andere Brainstorming-Session wohl zugetragen haben.

In diesem Sinne: Bei „Rayman Legends“ handelt es sich im Prinzip um so ziemlich exakt dasselbe Spiel, das bereits vor gut und gerne zwei Jahren unter dem Namen „Rayman Origins“ in den Händlerregalen aufgeschlagen ist. Erneut spurtet der kleine gliederlose Held Rayman, begleitet von bis zu drei Mitstreitern, durch kunterbunte, mit viel Liebe zum Detail gestaltete Level, sammelt eifrig Lums und Goldmünzen ein, entreißt gefangene Kleinlinge ihren grauenvollen Peinigern und am Ende der durchschnittlich gut fünf Minuten langen Levels wird abgerechnet. Je nachdem wie viele Lums, Münzen und Kleinlinge von Rayman während seinem Sprint durch das Level aufgesammelt wurden, desto mehr Punkte landen bei der Endabrechnung auf dem Konto des Spielers und desto prunkvollere Pokale (Staffelung: Bronze, Silber und Gold) darf dieser sich in seine virtuelle Vitrine stellen. Eine stetig wachsende Pokalsammlung schaltete wiederum weitere Szenarien, Levels und Spielmodi frei. Durch eingesammelte Lums werden zudem peu a peu immer weitere Charaktere zugänglich gemacht: Neben Rayman, seinem Freund Globox und einigen austauschbaren Kleinlingen, kann man die Levels dieses Mal unter anderem auch als kleine Wikinger-Prinzessin angehen oder man stürzt sich als ein relativ merkwürdig anmutender Kleinling in die Action, der wohl als Rayman-Superfan zu bezeichnen ist. Einen wohligen Hauch Retro-Flair versprüht ein spezieller „Back to Origins“-Modus, der einige der beliebtesten Levels aus dem Vorgänger „Rayman Origins“ umfasst, die dezent überarbeitet und mit neuen Gegnern, massig Lums und neuen Verstecken vollgestopft wurden und nochmals angegangen werden können.

„Rayman Legends“ enthält einige Leveltypen, die es so im direkten Vorgänger noch nicht gegeben hat: Neben dem Classic-Levels, welche schlicht von A nach B durchlaufen werden müssen und die den größten Teil des Spiels ausmachen, gibt es diesmal auch simple Sammellevel, in denen in einer bestimmten Zeitspanne so und so viele Lums eingesammelt, solche, in denen drei Kleinlinge aus ihrer Gefangenschaft befreit werden sollen, sowie einige spezielle „Castle Rock“-Abschnitte, deren Gameplay wie eine gepflegte „Guitar Hero“-Session anmutet. Und zu guter letzt wären da noch jene höchst denkwürdigen Levelabschnitte, in denen man auf die Hilfe einer kleinen grünen Fliege angewiesen ist, um etwa im Weg befindliche Gegenstände beiseite zu schieben, Feinde im wahrsten Sinne des Wortes wegzuklatschen und heimtückische Fallen zu deaktivieren. Und spätestens hier wird „Rayman Legends“ dann spätestens auch zu einer relativ frustrierenden Angelegenheit: Man merkt diesem ganz speziellen Spielmodus einfach an, dass der Titel eigentlich exklusiv für die Nintendo Wii U erscheinen sollte und dementsprechend für die Wii-Bewegungssteuerung optimiert wurde. Auf der Xbox 360 und der Playstation 3, wird Raymans grüner Helfer nämlich per simplen Buttondruck gesteuert, allerdings springt er mangels Nun-Chuk leider oft unkontrollierbar auf dem Bildschirm hin und her, so dass er sich oft schon zum nächsten Hindernis aufgemacht hat, obwohl jenes, das man eigentlich wegdrücken wollte, noch gar nicht aus dem Weg geräumt wurde, sodass Rayman oft vor irgendeine Stachelwand läuft, in Lava gebrutzelt wird oder aber schlicht und ergreifend aus dem Bild gescrollt wird.

Die Steuerung von „Rayman Legends“ folgt den genreüblichen Jump’n’Run-Standards: Über den Bildschirm gescheucht wird der kleine Held mit dem linken Stick, mit dem A-Button wird gesprungen, ein Druck auf den blauen X-Button und Rayman lässt die Fäuste sprechen. Weitere Befehle wie Ducken, Gleiten und weitere Angriffe liegen ebenfalls auf den genannten Buttons. Löblich: Die Umsetzung der getätigten Eingaben via Controller erfolgt sehr direkt, man hat also jederzeit ein gutes Gefühl für den Helden und seine Bewegungen, was bei einem Hardcore-Plattformer, wie „Rayman Legends“ einer ist, enorm wichtig ist, um nicht irgendwann in Versuchung zu geraten, das Gamepad frustriert in die Ecke zu pfeffern und den Titel von der Festplatte zu löschen. Ebenfalls sehr gelungen ist die sensitive Abfrage der Buttons: Je nachdem wie intensiv der Button gedrückt wird, führt unser kleiner Held höhere und niedrigere Sprünge aus, was in der ein oder anderen Situation ziemlich hilfreich sein kann.

Nicht ganz mithalten kann da die Menüstruktur des Spiels: Auch hier merkt man „Rayman Origins“ deutlich an, dass der Titel ursprünglich exklusiv für die Bewegungssteuerung der Nintendo Wii U-Konsole konzipiert wurde. Ausladende Flächen und dicke fette Buttons prägen das Bild, damit die Nun-Chuk-Athleten mit ihrem Döngel auch treffen mögen. Das Durchscrollen via Controller gestaltet sich dafür als eine umso zeitintensivere Angelegenheit.

Während sich das grundlegende Gameplay von „Rayman Legends“ weitestgehend unverändert präsentiert, merkt man, dass sich die Macher von Ubisoft an die Optik des Titel durchaus noch einmal Hand angelegt haben. Nicht falsch verstehen: Schon „Rayman Origins“ war ein wirklich wunderschöner, butterweich laufender 2D-Plattformer. Doch „Rayman Legends“ setzt da noch einmal einen drauf: Der knallbunte, sehr verspielte Grafikstil präsentiert sich nun noch detaillierter und darüber hinaus nicht mehr ganz so flach wie noch im Vorgänger. Hier und da sorgen Schatten und dezent gesetzte Farbverläufe für einen Tacken Tiefe, was den Comic-Look – zumindest in meinen Augen – deutlich wertiger erscheinen lässt. Nach wie vor eher zweckmäßig denn schön anzusehen sind einige Animationen im Spiel, die sich ab und an abgehackt und rudimentär präsentieren. Zum oldschooligen Eindruck passt’s jedoch allemal. Von daher: Kann man kritisieren, muss man jedoch nicht. Zwischensequenzen, mittels derer die quasi nicht vorhandene Storyline in irgendeiner Art und Weise vorangetrieben wird, etwa indem sich ein fieser Kleinling eine Prinzessin schnappt und diese mit seinem futuristischen Hovercraft entführt, bei dem Versuch glücklicherweise von Rayman und seinen Freunden gestellt wird und per optimal platziertem Faustschlag gen Uranus schickt, laufen komplett in Spielegrafik ab, und fügen sich somit homogen in das restliche Spiel ein.

Ebenfalls deutlich hochwertiger präsentiert sich die Soundkulisse, oder besser gesagt die Musikuntermalung von „Rayman Legends“. Viele der thematisch an das jeweilige Level angepassten Soundtracks erinnern stark an die Scores großer Hollywood-Blockbuster. So hat man in einem Level etwa das Gefühl, als Harry Potter durch Hogwarts zu streifen, in einem anderen geht man mit Rayman auf Tauchstation, infiltriert eine feindliche Unterwasserbasis und versucht die dort gefangen gehaltenen Kleinlinge und ums zu befreien, was mit Harmonien untermalt wird, die frappierend an das ikonische James Bond-Theme angelehnt sind. Sehr cool! Nicht ganz mithalten kann da der weitere Soundtrack des Spiels, alles in allem bewegt er sich jedoch auf dem gehobenen Niveau von „Rayman Origins“. Eine echte Sprachausgabe gibt es auch weiterhin nicht, weshalb alle Gespräche im Spiel in einem – zumindest für mich – nicht verständlichen Kauderwelsch geführt werden.

Gänzlich neu ist der Multiplayer-Modus von „Rayman Legends“. Hier hat man die Möglichkeit, in einer Reihe von täglich und wöchentlich wechselnden Herausforderungen gegen den Rest der Rayman-Community anzutreten. Einmal gilt es, eine bestimmte Strecke in möglichst kurzer Zeit zurückzulegen, ein andermal muss eine festgelegte Anzahl von Lums möglichst zügig eingesammlt und noch ein andermal in einem endlose, in sich zusammenstürzenden Turm eine möglichst weite Strecke zurückgelegt werden. je nachdem, wie gut oder schlecht man im Vergleich mit der restlichen Community abschneidet, wird man mit Pokalen und weiteren Lums bedacht, die sich wiederum auf den Fortschritt im Singleplayer-Modus auswirken. Wer oft erfolgreich online unterwegs ist, schaltet zudem mit der Zeit weitere täglich sowie wöchentlich wechselnde Challenges, die so genannten Extreme-Challenges, frei, die den Spieler, wie ihr Name bereits andeutete, vor noch extremere Herausforderungen stellen. Alles in allem ist der Multiplayer-Modus von „Rayman Legends“ zwar kein weltbewegender, aber dennoch ein netter Zeitvertreib und ein durchaus guter Grund, immer mal wieder die Spieledisc ins Laufwerk zu legen.

Ebenfalls neu dabei ist kleiner spaßiger Fußball-Modus, genannt „Kung-Foot“, in dem man sich mit bis zu drei Freunden und Bekannten lokal an einer Xbox 360-Konsole die Bälle um die Ohren schießen und spektakulär einnetzen kann. Ein wirklich netter, süchtig machender Modus, in den man sich – den entsprechenden Ehrgeiz einmal vorausgesetzt – ganz schön reinsteigern kann, etwa indem man sich das Ziel steckt, ein Match gegen seinen Kontrahenten einfach mal klar zu Null zu gewinnen, was beinahe ein Ding der Unmöglichkeit darstellt! Ich spreche da aus Erfahrung…

Fazit

Nein, „Rayman Legends“ sollte man keinesfalls als komplett neues Spiel, sondern eher als ein hochpreisiger Fanservice ansehen. Denn im Grunde gleichen sich „Rayman Legends“ und der rund zwei Jahre alte Vorgänger (siehe meine Review) wie ein Ei dem anderen. Hier und da wurde zwar etwas Feinschlieff betrieben und natürlich gibt’s nun einen launigen Multiplayer-Modus, doch rechtfertigt der den stattlichen Preis eines Vollpreistitels? – Nur für echte Jump’n’Run- und hartgesottene „Rayman“-Fans einen Kauf wert. Alle anderen warten, bis sich der Titel irgendwann mal auf dem Grabbeltisch wiederfindet.

Letztes Update: 25. Juni 2018
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