Platinum 20 Sec._

26. April 2018          Review          "Werbung"
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Vor einigen Wochen habe ich an unserer good ol‘ Mercedes-Benz A-Klasse „Scratch X 2.0“ getestet. Dabei handelt es sich um eine Autopolitur aus dem Hause Meguiar’s, die nicht nur poliert, sondern zudem auch hocheffektiv kleinere Kratzer und Schrammen im Fahrzeuglack beheben soll. Letzten Endes hat sich das Zeug getreu dem Motto „Mehr Schein als Sein“ als ein durchaus gutes Produkt zum temporären Kaschieren der genannten Lackdefekte herausgestellt, eine dauerhafte zufriedenstellende Lösung für anspruchsvolle Anwender ist es jedoch nicht.

Nun wurde ich letztens beim Zappen während der Bundesliga-Halbzeit-Werbepause auf „Platinum 20 Sec.“ aufmerksam, das in in etwa die selbe Kerbe schlägt wie „Scratch X 2.0“. Nur, dass es sich bei dem Produkt um einen typischen Teleshopping-Artikel handelt, bei welchem dem potenziellen Käufer so einiges versprochen und darüber hinaus mit verkaufsfördernden (?) Buzz-Words nur so um sich geschmissen wird. Als da wären: „3-jährige Forschungsarbeit“, „Produzenten des erfolgreichsten Auto-Reinigungssystems der Welt“, „professionelle Kratzer-Entfernung in Sekundenschnelle“, „Lack sieht wieder aus wie neu“, „‚Platinum 20 Sec.‘ ist weltweit mit nichts zu vergleichen“, „Sie müssen kein Profi sein, das kann einfach jeder!“ usw. Wie das Produkt im TV angepriesen wird, kann man sich bei Interesse unter anderem auf YouTube (alternativ auch im weiter unten eingebetteten Video) anschauen. In dem Clip taucht – neben den oben zitierten Aussagen – u.a. auch ein gewisser Mark Kühler auf, der bereits seit über einem Jahrzehnt mit stetig wechselnden Artikeln, die er an den Mann / die Frau bringen will, durch die diversen Teleshopping-Kanäle der Republik tingelt.

Also dachte ich mir: Einfach mal spaßeshalber anfordern (gibt’s u.a. auch bei Amazon), was soll schon schief gehen? – Ob „Platinum 20 Sec.“ letzten Endes hält, was Hersteller Platinum und der ausstrahlende Teleshopping-Kanal ihren Kunden versprechen, klärt mein kompakter Produkttest.

Review

Man sagt ja, dass der erste Eindruck, den man von Jemandem oder einer Sache gewinnt, entscheidend ist. Nun, mein erster Eindruck von „Platinum 20 Sec.“ gestaltete sich ungefähr wie folgt: Oh mein Gott, das kann ja heiter werden..! Das Produkt wird in einer durch und durch billig, um nicht zu sagen ramschig anmutenden Karton-Umverpackung geliefert, auf der direkt mal prominent das Logo des TV-Shops, in dem es u.a. erhältlich ist, prangt. Zudem ist die Verpackung so konzipiert, dass die Tube sowie der im Lieferumfang enthaltene Applikator-Schwamm frei liegen und beim Transport unter Umständen Schaden nehmen und/oder mit Verunreinigungen kontaminiert werden könnten. Ein absolutes No-Go in meinen Augen! Die kleine Tube bringt es indes auf eine Füllmenge von 100ml, der erwähnte Schwamm ist aus Polyurethan (PU) gefertigt und nennt eine leicht raue Oberflächenstruktur sein Eigen, was wohl bei der Behandlung als eine Art abrasives Element zum leichten Abschleifen der Kratzer-Kanten fungieren soll. Darüber hinaus liegt der Packung auch noch ein  kleinformatiges Booklet bei, in welchem nochmals die Vorteile von „Platinum 20 Sec.“ aufgeführt werden und aus dem auch einige Tipps zur Anwendung entnommen werden können.

Besagte Anwendung gestaltet sich wie folgt: Vor der Behandlung sollte die Lackoberfläche gründlich gereinigt werden. Anschließend nimmt man den Applikator-Schwamm zur Hand, gibt ein wenig von der Politur darauf und poliert zirka 20 Sekunden lang mit leichtem Druck und in kreisenden, sich dezent überlappenden Bewebungen über den Kratzer – auch ein kurzes Stoßgebet könnte nicht schaden -, auf dass der Defekt im Kratzer-Nirvana verschwinden möge. Anschließend noch gegebenenfalls vorhandenen Produkt-Überschuss mit einem sauberen Mikrofasertuch abnehmen. Im oben verlinkten Clip sind die teils extrem auffälligen Kratzer nach der Behandlung mit „Platinum 20 Sec.“ wie durch Zauberhand verschwunden. Wow! – In der Realität, soll heißen außerhalb des TV-Studios, schaut die Sache hingegen ein wenig anders aus…

…zumindest in meinem Fall: Feinste Kratzer, beispielsweise solche, die von unachtsam lediglich leicht am Lack entlang geschrammten Schlüsseln oder beim Einsteigen mit den Fingernägeln verursacht worden sind, werden durch die im Produkt enthaltenen Schleifmittel (und sicherlich auch durch die eingangs beschriebene Beschaffenheit des Applikator-Schwamms) marginal abgeschwächt und mit Hilfe von Füllstoffen eine Zeit lang recht gut kaschiert. Nicht dauerhaft, aber wenn man im Nachgang noch eine anständige Versiegelung mit aufträgt, sicherlich ein paar Monate lang – oder eben bis zur nächsten umfangreichen Autowäsche. Sobald ein Defekt jedoch bereits fühlbar ist, sprich: man bleibt mit dem Fingernagel beim Drüberstreichen leicht darin hängen – was beim Gros der Kratzer, Schrammen und sonstigen Lackdefekte, mit dem geschätzte 90 Prozent der Autos da draußen durch die Gegend fahren, der Fall ist -, kann auch das mit dem Qualitäts-Siegel „Mady in Germany“ versehene „Platinum 20 Sec.“ nicht mehr helfen. Auch eine vom Hersteller empfohlene zweite Behandlung brachte keine merkliche Besserung. So weit, so ernüchternd.

Nein, ich werfe dem Produkt keineswegs vor, dass es das Unmögliche nicht schafft – nämlich Lackdefekte komplett und für alle Zeit verschwinden zu lassen. Denn das bekommt eben nur ein professioneller Lackierer nach jahrelanger Ausbildung hin. Ich werfe dem Produkt etwas anderes vor: Im oben verlinkten Video, das de-facto eine vom Hersteller mitproduzierte Werbung für das Produkt darstellt, wird dem interessierten Käufer das Blaue vom Himmel versprochen. Man schaue sich nur an, was für schwere Lackdefekte dort aufgefahren werden, die sich dann angeblich mit der angepriesenen „20 Sec.“-Politur entfernen lassen. Nämlich solche, die über feine oberflächliche Beschädigungen hinausgehen; solche, die mit ihren breiten scharfen Kanten auf dem Lack krass sichtbar sind! Oder ist das, was man im Video sieht und was ebendort behoben, bzw. entfernt wird, lediglich Farbabrieb, den man auch mit jeder anderen handelsüblichen günstigen Autopolitur (oder noch günstigeren Mitteln) beseitigt bekäme? Wie dem auch sei: Das Produkt wird von der ersten Minute an als das absolute Nonplusultra positioniert – und dann ist es sofort bei der erstbesten sich bietenden Gelegenheit überfordert, nur weil ein Kratzer dezent über ultraleichtes Swirl-Niveau hinaus geht? Wenn es tatsächlich das ist, was nach „dreijähriger Forschungsarbeit“ des „Produzenten des erfolgreichsten Auto-Reinigungssystems der Welt“ herausgekommen ist, dann hätten die Damen und Herren bei Platinum vielleicht noch ein paar Jährchen dranhängen sollen. Eine „professionelle Kratzer-Entfernung“ ist das nämlich nicht, zumal der behandelte Lack im Anschluss meiner Meinung nach eben nicht „wie neu“ ausschaut!

Hm, wie nennt man solche Produkte noch gleich?

Fazit

Die „Platinum 20 Sec.“-Politur aus dem Teleshopping kann helfen, wenn man es mit minimalen Lackdefekten wie zum Beispiel feinen Kratzern an den Türgriffen zu tun hat. Doch das können auch andere Autopolituren, und die sind nicht selten günstiger zu haben. Alles, was über diesen sehr leichten Beschädigungsgrad hinaus geht, ist jedoch auch mit diesem Produkt nicht mehr zu kitten. Da tun sich „Platinum 20 Sec.“ und das ebenfalls von mir reviewte „Scratch X 2.0“ nicht viel. Gleichwohl würde ich jederzeit der Politur aus dem Hause Meguiar’s den Vorzug geben, weil sich dort eben nicht so sehr aus dem Fenster gelehnt wird. Denn die Art und Weise, wie „Platinum 20 Sec.“ präsentiert wird, sowie die Ergebnisse, die in Aussicht gestellt werden, haben mit der Realität nur bedingt etwas zu tun, – zumindest in meinem speziellen Fall. Das grenzt schon an… – nun ja, zumindest unterstütze ich so etwas grundsätzlich nicht.

Meiner Meinung nach, ist das Produkt nicht sonderlich empfehlenswert.

Ergänzung, 24. August 2019
Ich bin offenbar nicht der einzige, der von dem Produkt nicht so ganz überzeugt ist. Auch der von mir geschätzte Autopflege-Kanal XaronFR kommt in seinem Test zu einem ähnlichen Ergebnis.

Letztes Update: 24. August 2019
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