Everybody’s Golf_

1. Oktober 2017          Review          "Werbung"
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Golf, einst ein Sport der tendenziell gut situierten Klasse, die es sich leisten kann über Stunden hinweg einen kleinen weißen Ball durch die Landschaft zu dreschen, erlebte Anfang der 2000er einen Boom bei John Doe und Co., ist hierzulande mittlerweile jedoch auf dem Abstellgleis der Irrelevanz angekommen. Im TV ist die Sportart lediglich noch im Pay-TV präsent, eine gesteigerte Wahrnehmung der Helden des Sports findet lediglich noch in den Vereinigten Staaten und Teilen Großbritanniens statt. Golf ist so dermaßen out, dass sich große Sportartikelhersteller wie Adidas inzwischen von ihren nur noch wenig lukrativen Golfsparten getrennt haben.

Ein ähnliches Bild bietet sich in Sachen Golf-Videospiele: Die Zeiten, in denen erst Microsoft mit „Links“ und anschließend Sportspiel-Moloch Electronic Arts mit „Tiger Woods PGA Tour“ die Branche nach Belieben dominierte, sind längst vorbei. Nennenswerte Verkaufserfolge feiern Golfspiele dieser Tage nicht mehr. Doch es gibt da ein Franchise, das nach wie vor die Fahne hoch hält – und das ganz ohne assistierenden Caddy: „Everybody’s Golf“ (jap.: みんなのGOLF/“Minna no Golf“) von Clap Hanz. Unter einer kunterbunten Japano-Optik verbirgt sich eine gleichermaßen komplexe wie spaßige Simulation des Golfsports, die es in sich hat! Der neueste Teil der Reihe, „Everybody’s Golf 2017“, ist am 30. August diesen Jahres exklusiv für Sony PlayStation 4 erschienen. Da ich bereits einige Vorgänger gezockt habe (zuletzt „Everybody’s Golf 6“ auf Sonys Streaming-Angebot PlayStation Now) und mir zudem „Everybody’s Tennis“ vom selben Enwicklerstudio über Monate hinweg sehr viel Freude bereitet hat (siehe meine Review), habe ich, mutig wie ich nun einmal bin, direkt am Releasetag zugeschlagen.

Es folgt meine ausführliche Spielerezension zur PS4-Version v1.07 von „Everybody’s Golf“ von Clap Hanz und Publisher Sony Interactive Entertainment Europe.

Everybody’s Golf 2017
2017, Sportspiel, PlayStation 4
Clap Hanz / Sony Interactive Entertainment Europe
www.PlayStation.com

Spieletrailer

Beschreibung
„Bist du bereit für eine Partie der beliebtesten Golfserie überhaupt? Betritt das Fairway und erlebe die einzigartige Mischung aus ausgefeilter Golfmechanik und skurrilem Grafik-Style, für die die beliebte Serie bekannt ist. Im Clubhaus sind eine Vielzahl neuer Features mit von der Partie – einschließlich der Möglichkeit, deinen eigenen Golfer zu erstellen und anzupassen, sowie einer Auswahl an Aufgaben, die du spielen kannst, um seine Fertigkeiten zu verbessern. Wie wär’s mit einem Streifzug über das Grün? Spring in ein Golfcart und entdecke die frei erkundbaren Plätze, interagiere mit anderen Online-Spielern, nimm an Minispielen teil und schalte neue Aufgaben, Turniere und Belohnungen frei.“ – Quelle

Review

In „Everybody’s Golf“ kann der Spieler wahlweise im Singleplayer-Modus eine Golfer-Karriere einschlagen, an seinen persönlichen Platzrekorden feilen oder alternativ im Mehrspieler-Modus lokal an einer Konsole oder online gegen Freunde, Bekannte und wildfremde Menschen aus aller Welt Bälle einlochen bis die Putter glühen. Die folgende Review wird sich vor allem mit dem Einzelspieler-Modus des Spiels befassen, der für die meisten interessierten Gamer wohl der Hauptgrund für den Kauf sein dürfte, allerdings auch auf den Multiplayer zu sprechen kommen. Denn insbesondere bei letzterem wäre so viel mehr möglich gewesen.

Die Golfer-Karriere in „Everybody’s Golf“ beginnt mit der Erstellung des eigenen virtuellen Alter-Egos. Ganz egal ob Männlein oder Weiblein, ob Blond, Brünett oder schwarzhaarig, ob sonnengebräunt oder kreidebleich, ob Halbglatze, buschige Tolle oder lange Mähne bis zum Arschgeweih – „Everybody’s Golf“ lässt dem Spieler bei der Kreation seines virtuellen Golf-Pros weitestgehend freie Hand. Auch was Outfits angeht, ist einiges möglich: Dutzende und aberdutzende sogenannte „Cosplay-Items“ wurden von den Machern ins Spiel integriert, angefangen vom klassischen Golfer-Dress, über lässige Alltagskleidung bis hin zu einem gigantischen grünen Dinosaurier-Kostüm. Selbstredend durch die Bank No-Name-Items, die zum Teil lediglich an real existierende Marken wie Adidas, Nike oder auch Vans angelehnt sind. Abschließend noch ein paar ansehnliche Schwung-Animationen auswählen und das erste Tee-Off kann kommen! Die zur Verfügung stehende Auswahl an Items, Animationen etc wird peu á peu durch gewonnene Turniere und Meisterschaften vergrößert, so dass man seinen erstellten Golfer zu einem späteren Zeitpunkt weiter verfeinern oder ihm/ihr sogar ein komplettes Make-Over spendieren kann. Alles in allem ist den Machern von Clap Hanz ihr Charakter-Editor ausgesprochen gut gelungen. Er erinnert von seinem sehr ausladenden Umfang her wohlig an den guten alten Xbox-Avatar Baukasten von anno 2007, falls den noch jemand kennt… 😉

Wurden die Oberflächlichkeiten weitestgehend abgearbeitet, findet man sich nach einer kurzen Zwischensequenz in Spielegrafik sogleich auf Golf Island wieder. Diese wurde von Meistergolfer Suzuki aus der Taufe gehoben und dient im Spiel als eine Art HUB-Level. Von Golf Island aus können Karriere-Turniere in Angriff genommen, eine Schnelle Runde auf einem bereits freigeschalteten Golfplatz absolviert oder der Online-Modus, der sogenannte „Open-Course-Modus“ gestartet werden. Außerdem findet sich auf Golf Island eine kurze Rennstrecke, über die man – verhältnismäßig sinnfrei – mit seinem Golf-Kart düsen kann, sowie mit einem kurzen Strandabschnitt und einem kleinen Tümpel gleich zwei Gelegenheiten um zu angeln. Ja, in „Everybody’s Golf“ kann in der Tat direkt auf Golf Island sowie auf sämtlichen Kursen, die ein entsprechend tiefes Gewässer ihr Eigen nennen, die Angelrute ausgeworfen werden! Eine wirklich nette Freizeitbetätigung, wie ich finde, die aber natürlich nicht mal ansatzweise mit der spielerischen Tiefe einer waschechten Angel-Simulation aufwarten kann! Und last but not least kann man sich auf Golf Island zudem Professor Koenjis knallhartem Golf-Quiz stellen und in drei Fragerunden unter Beweis stellen, dass man ein achter Golf-Pro ist.

„Everybody’s Golf“ bietet insgesamt fünf unterschiedliche Locations, die jeweils mit einem eigenen 18-Loch-Golfplatz aufwarten können. Die gebotenen Szenarien sind dabei mit Eagle City G.C. (Golfplatz inmitten einer Metropole), Alpina Forest G.C. (Golfplatz in den saftig-grünen schweizer Alpen), Kanaloa Beach G.R. (Golfplatz auf einer sonnigen Karibikinsel), Vortex Valley G.C. (Golfplatz inmitten der kakteendurchsetzten texanischen Wüste), sowie dem Imperial Garden (Golfplatz auf einer Insel, die frappierend an Großbritannien erinnert), durchaus vielfältig und abwechslungsreich geraten. Vorbesteller des Spiels erhalten außerdem Zugriff auf einen exklusiven sechsten Golfkurs, der ganz im Zeichen des 20-jährigen Bestehens des „Everybody’s Golf“-Franchise steht. Sämtliche Platze können auf Wunsch auch gespiegelt bespielt und mit extra-schweren Pin-Positionen ausgestattet in Angriff genommen werden. Der gebotene Anspruch reicht von ausgesprochen simpel (Eagle City) bis zu beinahe schon frustrierend hart (Imperial Garden). Das Kurs-Design ist abwechslungsreich und bis auf zwei, drei Ausreißer durchweg gelungen, wie ich finde. Der Schwierigkeitsgrad einer Runde wird maßgeblich von den vorher festgelegten Regeln, der Tageszeit (Vormittag, Mittag & Nachmittag) sowie den vorherrschenden Witterungsbedingungen (Sonne, Regen, Sturm etc) beeinflusst. Spielt man nicht gerade ein Karriere-Turnier, können sämtliche Parameter nach eigenem Gusto konfiguriert werden. Wichtig: Golfrunden können wahlweise als „offiziell“ oder „inoffiziell“ gespielt werden. Nur offizielle Runden wirken sich auf die Statistiken für den jeweiligen Platz aus und beeinflussen zudem den Golf-Rang des Charakters. Dazu später mehr.

Im Rahmen der Karriere bekommt man es immer mal wieder mit neuen höchst quirligen und grundlegend positiv gesinnten NPC-Herausforderern zu tun. Diese Herausforderer, von denen es im Spiel mehrere Dutzend gibt, plus solche, die erst im späteren Verlauf der Karriere freigeschaltet werden, nennen jeweils eine besonders ausgeprägte Golf-Fertigkeit sowie einen zunehmenden spielerischen Anspruch ihr Eigen. Sie dienen im Grunde als eine Art interaktives Tutorial, da es jeweils eine andere Taktik benötigt, um sie zu schlagen. Besiegt man diese NPCs in sauberen Matches, werden neben neuen Outfit-Items für seinen Charakter und weiteren Caddies (u.a. den bereits eingangs erwähnten legendären Suzuki) dann und wann darüber hinaus auch brandneue Locations mit neuen bespielbaren Löchern freigeschaltet. Auch die beiden eingangs kurz angesprochenen Spezialfertigkeiten „Golf-Kart fahren“ und „Angeln“ können übrigens erst ausgeübt werden, wenn im Rahmen des Karrieremodus zwei bestimmte NPC-Herausforderer in Grund und Boden gegolft wurden. Da sich jeder NPC-Kontrahent einer anderen spielerischen Herausforderung gleicht, werden die Duelle nicht so schnell langweilig. Allerdings sollte man nun auch keinen ryder-cupesquen Schlagabtausch erwarten. 😉 Bis man sich jeden einzelnen NPC-Herausforderern gestellt und diese letzten Endes auch besiegt hat, dürften bei mittelmäßigen Golf-Skills gut und gerne 25 Stunden vergehen.

Auf dem Golfplatz angekommen, sehen sich „Everybody’s Golf“-Neulinge mit einem durchaus komplexen Interface konfrontiert, in das sie sich erst einmal werden einarbeiten müssen, um sämtliche Informationen, welche dieses bereitstellt, korrekt einschätzen und den nächsten Schlag entsprechend planen zu können. Der Reihe nach: Zentriert im unteren Bildschirmbereich finden sich das Schlag-Meter, mit dessen Hilfe Schläge und Putts in „Everybody’s Golf“ ausgeführt werden, sowie darüber hinaus Informationen zum ausgewählten Schläger, dessen potenzieller Reichweite, und der Beschaffenheit der Ballposition (u.a. Neigung des Untergrunds), die sich auf die Flugbahn des Balls auswirkt. In der linken oberen Ecke gibt’s Informationen zum aktuell bespielten Loch, dessen Länge in Yards sowie seine Schwierigkeit (Par 3, Par 4 , Par 5). Rechter Hand befindet sich eine Minikarte, sowie darüber hinaus detaillierte Informationen zu den vorherrschenden Windbedingungen (Windstärke und Windrichtung). Letztere herrschen nun übrigens global vor, gelten somit für den gesamten Golfplatz und verändern sich in realistischer nachvollziehbarer Manier, abhängig davon, wo auf dem Platz man aktuell mit seinem Charakter unterwegs ist. Die Zeiten, in denen es beispielsweise auf dem einen Loch geschüttet hat wie aus Eimern während man zwei Abschläge weiter beinahe schon die Sonnencreme hätte rausholen können, gehören somit der Vergangenheit an. Hat man das Green erreicht, wird während der Schlagvorbereitung ein hilfreiches Putting-Raster über der Rasenfläche eingeblendet, mit dessen Hilfe sich die Beschaffenheit sowie der grobe Verlauf des Greens gut „lesen“ lässt und der finale Putt entsprechend ausgerichtet und feinjustiert werden kann.

Sämtliche Schläge und Putts werden in „Everybody’s Golf“ wie schon in den Vorgängern per Schlag-Meter ausgeführt. Ein beherzter Druck auf den Kreuz-Knopf auf dem DualShock-4-Controller setzt die Ausholbewegung in Gang, ein zweiter legt die Schlagkraft fest, der dritte und letzte beeinflusst wiederum maßgeblich die Präzision, mit welcher das eigene Alter-Ego den Schlag schließlich ausführt. Auf Wunsch können Schläge als Hook, Fade, Draw oder Slice – also mit positivem oder negativem Effet nach rechts oder links) gespielt und/oder dem Ball ein Vorwärts- oder Rückwärts-Spin verpasst werden, was sich merklich auf dessen spätere Rollbewegung auswirkt. Außerdem steht pro Runde eine begrenzte Anzahl von sogenannten Power-Schlägen zur Verfügung, welche – wie ihr Name schon andeutet – dem Schlag eine extra Portion „Schmackes“ verleiht. Einziges Manko: Unsauber ausgeführte Power-Schläge mutieren in Windeseile zur Wundertüte, da sie gewaltig verziehen, was in einem hart umkämpften Leaderboard schon mal den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen kann. Grundsätzlich präsentiert sich das Schlag-System in „Everybody’s Golf“ zugänglich, solide und verlässlich, so dass präzise gespielten Birdies und Eagles nicht allzu viel im Wege steht. Ich für meinen Teil habe nie verstanden, warum man anderswo, beispielsweise bei „Tiger Woods NBA Tour“ oder auch bei „The Golf Club 2“, einen Golfschwung mit Hilfe des Controller-Sticks ausführen soll, da die Bewegung in der Regel viel zu unpräzise abgefragt, bzw. umgesetzt wird. Das simple Schlag-Meter-System in „Everybody’s Golf“ ist meiner Meinung nach superb präzise und so wundert es nicht, dass es lediglich an einigen Stellen feingetunt wurde! Größere Neuerungen kann man jedenfalls mit der Lupe suchen. Dies gilt ausdrücklich nicht für die Ballphysik, welche, dem offiziellen Entwickler-Blog zufolge, von Clap Hanz „von Grund auf neu geschrieben“ wurde und sich für meine Begriffe in der Tat nun noch einen Ticken realistischer präsentiert als in den Vorgängerspielen der Fall. Einzig das Bunker-Spiel weiß nach wie vor nicht wirklich zu gefallen. Landet der Ball in der Realität während einer Partie Golf im Sandbunker, so ist dies quasi eine ultimative Strafe für den Spieler, da Schläge heraus als sehr schwer kontrollierbar gelten. Nicht so in „Everybody’s Golf“. Rettungsschläge und selbst Chip-Ins sind nicht sonderlich schwer und können mit ein wenig Geschick viel zu häufig sogar eingelocht werden – selbst über längere Entfernungen von 20 Yards und mehr – so dass nicht ein einziger Schlag verloren geht. Ja, dies passiert auch in der Realität dann und wann, jedoch bei weitem nicht in einer derartigen Häufigkeit.

Ein grundlegend neues Gameplay-Element von „Everybody’s Golf“ ist das Aufleveln der Golfschläger. Deren Werte sind nicht mehr länger statisch, stattdessen kann jeder einzelne Schläger, angefangen mit dem Driver, über die Hölzer, Eisen und Wedges bis hin zum Putter wie in einem Rollenspiel durch erfolgreiche Aktionen aufgelevelt und dadurch Schritt für Schritt – oder besser Schlag für Schlag – verbessert werden. Gelevelt wird stets der Schläger, der für einen Schlag genutzt wurde. Und zwar in den Punkten „Stärke“ (erhöht die maximale Schlagweite, die mit dem jeweiligen Schläger erreicht werden kann), „Kontrolle“ (verbessert die Präzision des Schlägers), „Backspin“ (beeinflusst das Verhalten des Balls auf dem Green) sowie „Back-Door“ (erhöht die Chance, dass es den Ball gen, bzw. ins Loch zieht). Das Maximal-Level der meisten aufgeführten Punkte liegt bei 25; um dieses Level zu erreichen, bedarf es hunderter erfolgreicher Golfrunden auf den Grüns dieser Welt. Im Verlauf des Karrieremodus wird man für die Bewältigung einer bestimmten Herausforderung zudem mit einem einzigartigen Custom-Golfschläger belohnt, den man hinsichtlich seiner Stats gänzlich auf seine individuellen spielerischen Vorlieben „abstimmen“ kann, um dadurch sein Spiel auf ein neues Level zu heben – was, wie ich finde, eine ziemlich coole Idee ist.

Erwähnt werden sollte, dass es nicht möglich ist, sich während einer laufenden Singleplayer-Runde mit seinem Charakter auf dem bespielen Golfplatz frei zu bewegen – weder zu fuß noch per Golf-Kart -, etwa um vom Pin zum nächsten Abschlag zu marschieren oder zwischendurch bisschen angeln zu gehen. Der Charakter läuft nach dem Einlochen in der Regel vollkommen automatisch zum nächsten Tee, bzw. wird auf Knopfdruck eben dort hin teleportiert. Der ein oder andere im Vorfeld des Release veröffentlichte Gameplay-Trailer hat da imho etwas anderes suggeriert. Fakt ist: Lediglich im Online-Multiplayer ist Free-Roaming auf dem Golfplatz möglich. Dazu gleich mehr!

Nach dem Ende einer jeden Runde bekommt der Spieler zahlreiche interessante Statistiken serviert. Durch im Rahmen von „offiziellen Runden“ errungene Siege auf den Grüns dieser Welt steigt peu á peu der Golf-Rang des eigenen Charakters. Dieser bestimmt, wie spielerisch anspruchsvoll die Gegner, mit denen man es im Rahmen der einzelnen Turniere zu tun bekommt, auf den Greens agieren. Wer nacheinander mehrere als „offiziell“ deklarierte Turniere vergeigt oder einen längeren Zeitraum hinweg unter seinem Statistik-Niveau spielt, wird mit einer Herabstufung des Golf-Ranges gerügt. Dieses System spornt an, stets sein Bestes zu geben! Wer seine Kontrahenten regelmäßig in Grund und Boden golft, baut sich zudem mit der Zeit eine immer größer werdende Fan-Schar auf, die einen auf Golf Island sowie direkt vor Ort den Golfplätzen unterstützen, indem sie von Loch zu Loch mit-tingelt und einen laut jubelnd anfeuern mit Sprüchen wie „Du schaffst das!“, „Jetzt nicht die Nerven verlieren!“ oder auch „Alles wird gut!“.

Kommen wir zum Online-Multiplayer-Modus von „Everybody’s Golf“: Dieser präsentiert sich für meinen Geschmack viel zu minimalistisch-reduziert, als dass er mich auf Dauer begeistern könnte. Spieler können sich mit ihrem Golfer Alter-Ego auf sämtlichen verfügbaren Golfplätzen nach Belieben einloggen und gemeinsam mit anderen Spielern aus aller Herren Länder, die mit ihren Charakteren direkt in der Spielwelt zu sehen sind, eine Runde Golf spielen, seinen Charakter und dessen Schläger weiter aufleveln oder einfach nur Spaß haben. Einige vorgegebene Emotes ermöglichen eine rudimentäre Kommunikation über eventuelle Sprachbarrieren hinweg. Auf Wunsch kann allerdings klassisch getippt werden. Beim „Täglichen Turnier“ winken nette Preise in Form von Coins (der Ingame-Währung für den Outfit- & Items-Shop), brandneuen Ausrüstungsgegenständen für den eigenen Spieler oder Teleporter-Marken für den ebenfalls neuen Online-Spielmodus „Rasenkrieg“, bei dem sich zwei Teams um die Vorherrschaft auf einem Golfkurs streiten. Für alle Golfplätze im Spiel existieren zudem detaillierte Online-Leaderboards auf denen die besten Platzrunden sowie den weitesten Drives des Tages festgehalten werden, was mich allerdings nicht wirklich motiviert, regelmäßig meinen Caddy anzurufen und teilzunehmen. Wie erwähnt, ist es online zudem möglich, einfach mal die Schläger im Clubhaus zu lassen und eine Runde angeln zu gehen oder mit dem eigenen Golf-Kart über die Fairways zu düsen, wenngleich auch sich der Spaßfaktor dabei in recht überschaubaren Grenzen hält. Warum sind zum Beispiel keine Rennen möglich, wie sie vor Release in einem Trailer angedeutet wurden?

Zwar halt „Everybody’s Golf“ die Möglichkeit bereit, sich zusammen mit bis zu drei Freunden lokal an einer Konsole Golf-Matches zu liefern, allerdings sind diese arg limitiert: So kann lediglich Spieler 1, derjenige, der sich beim Spielstart angemeldet hat, auf seinen eigenen Golf-Charakter aus dem Karrieremodus zugreifen, während alle anderen mit 0815-Charakteren aus dem Zufalls-Editor Vorlieb nehmen müssen. Ebenfalls ärgerlich: Weder kann im lokalen Multiplayer das Schläger-Repertoire des eigenen Charakters weiter aufgelevelt werden, noch kann man irgendwelche anderen Spielfortschritte erzielen. Weiters ist es unverständlicherweise nicht möglich, zu zweit, dritt oder viert gegen CPU-Gegner anzutreten; im Leaderboard werden stets nur die angemeldeten Spieler angezeigt.

Ein paar Worte zur Technik: Nein, „Everybody’s Golf“ reißt technisch gesehen sicherlich keine Bäume aus. Die Spielegrafik präsentiert sich serientypisch in einem Mix aus beinahe schon photorealistischen Landschaften und knallbunten Comic-Charakteren, der sicherlich nicht jedermanns Sache sein dürfte. Mir jedoch gefällt der Grafikstil sehr, sticht er doch aus der tendenziell eher grauen Masse der Golfspiele heraus. Das Geschehen läuft in Full-HD-Auflösung (1080p) mit 30 FPS (auf PlayStation 4 Pro auf Wunsch auch mit 60FPS) über den Bildschirm. Das Gros der verwendeten Texturen ist hoch aufgelöst und weiß dementsprechend zu gefallen. Selbst die kleinen Dimples auf der Oberfläche des Golfballs sind, eine entsprechende Kamera-Perspektive einmal vorausgesetzt, zu erkennen! Die Qualität der Animationen im Spiel ist größtenteils gelungen, hier und da ein wenig abgehakt zwar, aber alles in allem durchaus passend zum Grafikstil. Vereinzelt hat der Titel Probleme mit Kantenflimmern, insbesondere bei der Nutzung einer niedrigen Perspektive, was auf eine nicht immer ausreichende Anti-Aliasing-Lösung schließen lässt. Schatten im Geäst von Bäumen hätten einen ticken hübscher ausfallen können. Dafür sind Spiegelungen auf Wasserflächen sehr chic, vor allem während Sonnenauf- und -untergängen im Spiel, und die Ausgestaltung der einzelnen Golfplätze mit zahlreichen kleinen wie großen Details, als da wären die Abnutzung der Fairways, massig Fauna, Felsen, Tribünen, Brücken, Clubhaus, herumwuselnde Fans, durch die Bank weg gelungen.

Die Ladezeiten sind leider recht lang, allerdings bleibt man, einmal auf dem Golfplatz angekommen, glücklicherweise von weiteren verschont. Während des Ladevorgangs kann man zudem in einer Art Minispiel an seinem Schlag-Timing feilen und so die Wartezeit überbrücken.

„Everybody’s Golf“ wurde für den deutschsprachigen Markt vollständig lokalisiert. Neben sämtlichen Bildschirmtexten betrifft dies auch die vorhandene Sprachausgabe des Spiels (die allerdings überwiegend aus Einzeilern besteht), welche ebenfalls gänzlich in deutscher Sprache vorliegt, und von Puristen auf Wunsch auch zurück auf Englisch oder Japanisch gestellt werden kann. Da sich an Musik bekanntlich die Geister scheiden, spare ich mir eine Bewertung und merke lediglich an, dass sie einem von der Machart her so durch und durch japanischen Spiel wie „Everybody’s Golf“ auf jeden Fall angemessen ist.

Abschließend noch kurz zum nicht vorhandenen Golfplatz-Editor von „Everybody’s Golf“: Ich kann verstehen, warum sich die Entwickler einen solchen gespart haben. Schließlich würden Sony dadurch potenzielle Einnahmen aus DLCs durch die Lappen gehen und (fast) niemand würde zukünftig noch groß Geld für ein neues „Everybody’s Golf“-Videospiel ausgeben. Die ersten beiden Golfplatz-DLCs namens Green C.C. und Balata C.C. sind übrigens pünktlich am Erscheinungstag am 30. August 2017 im PlayStation Store aufgeschlagen. Kostenpunkt: 4,99 Euro, respektive 6,49 Euro. Weitere werden dem Vernehmen nach in den kommenden Monaten folgen, um das Spiel relevant und frisch zu halten.

Fazit

Seit über einem Monat habe ich das neue „Everybody’s Golf“ nun bereits in meiner Videospiel-Sammlung – und es vergeht kaum ein Tag an dem ich nicht mindestens ein, zwei Runden spiele. Das Gameplay ist zugänglich aber nichtsdestotrotz fordernd – eben „leicht zu erlernen, schwer zu meistern“ – und bringt ordentlich Reinfuchs-Potenzial mit sich. Die stete Jagd nach immer neuen Platzrekorden und optimierten Bestleistungen auf den fünf im Spiel enthaltenen Golfplätzen – die mir übrigens bis auf Weiteres vollkommen ausreichen – motiviert und wenn mir mal nicht nach Golfen zumute ist, arbeite ich eben stattdessen an der Komplettierung meiner virtuellen Fischsammlung. Nein, im Ernst: Für gerade einmal knapp 40 Euro ist „Everybody’s Golf“ eine absolute Spielspaß-Granate und imho das derzeit gelungenste Golfspiel auf dem Markt. Eine augenzwinkernde Werbung für diesen anspruchsvollen Sport, die sich Fans und Gelegenheits-Golfer nicht entgehen lassen sollten!

Von mir bekommt „Everybody’s Golf“ eine klare Kaufempfehlung!

P.S: Wie wohl die Chancen für ein brandneues „Everybody’s Tennis“ stehen..?

Letztes Update: 27. Juli 2018
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