Viele Jahre lang gehörte ich zu jenen Masochisten, die selbst anspruchsvollere Simulationen wie beispielsweise „Assetto Corsa“, „AC: Competizione“ oder auch „DiRT Rally 2.0“ mit einem Gamepads gezockt haben. Größere Probleme, die nach der oibligatorischen Eingewöhnungsphase und dem Lernen der Fahrphysik bestehen blieben, hatte ich eigentlich nie, und in den weltweiten Hotlapping-Leaderboards fand ich mich regelmäßig in den Top-500 wider. Doch, nachdem ich mir Ende 2019 nach Jahren mal wieder einen ordentlichen Gaming-PC zusammengestellt hatte, wollte ich nun langsam mal, auch was meine Sim-Racing-Ansprüche anbelangt, ein wenig weiter aufrüsten. Soll heißen: den liebgewonnenen Controller gegen ein anständiges PC-Lenkrad samt tauglicher Pedalerie tauschen.
Nachdem ich mich durch zallose Forenbeiträge gelesen und mir viele YouTube-Videos zum Thema angeschaut hatte, entschied ich mich letzten Endes für das „Logitech G920 Driving Force“ von Logitech. Dieses kann sowohl am PC als auch an der Xbox One / Xbox One X betrieben werden, was in meinen Augen schon mal ein echter Pluspunkt ist. Mit etwas über 200 Euro Anschaffungspreis ist die Hardware ungefähr im mittleren Preissegment angesiedelt, liegt aber weit unter dem, was andere Hersteller wie Thrustmaster, Fanatec und Co. für vergleichbare Lenkrad/Pedalerie-Kombos allgemein hin so aufrufen.
Ob sich das „Logitech G920 Driving Force“ letzten Endes für mich gelohnt hat, wie ich damit klarkomme und alles Weitere, klärt meine nachfolgende Produkt-Rezension.
Review
Was schnell klar wird: Mit dem „Logitech G920 Driving Force“ holt man sich kein billiges Spielzeug-Lenkrad nach Hause, sondern ein durch und durch wertiges, solide anmutendes Stück Hardware. Alles in allem bringt das Teil samt Pedalerie im Lieferkarton gut und gerne 7,5 Kilogramm auf die Waage. Neben dem ausreichend gut verpackten Lenkrad sowie den Pedalen liegen auch noch alle notwendigen Anschlusskabel sowie eine klar verständliche Aufbau- und Konfigurationsanleitung mit bei. Auf eine Treiber-CD, mit deren Hilfe man das G920 am PC installieren kann, wurde indes verzichtet. Sämtliche Treiber müssen über die offizielle Website von Logitech bezogen werden, was aber nun auch kein Beinbruch ist.
Der Aufbau des „Logitech G920 Driving Force“ gestaltet sich derweil recht simpel: Das massive aus widerstandsfähigem Hartplastik, Aluminium und durchaus edel anmutendem perforierten Leder gefertigte Lenkrad wird mittels zwerier Schraubklemmen an der Tischplatte befestigt. Diese darf maximal 5cm an Dicke aufweisen, ansonsten ist es den beiden Klemmen nicht mehr möglich, sie zu umgreifen. Die ebenfalls massiv-schwere Pedaleinheit, welche insgesamt drei einzelne Pedale (Gas, Bremse & Kupplung) ihr Eigen nennt, wird, wenn sie optimal unter dem Schreibtisch (oder wo auch immer man die Hardware gerade aufstellt) positioniert und ausgerichtet wurde, unter Zuhilfenahme eines der beiliegenden Verbindungskabel an der Lenkstation angeschlossen. Nun noch letztere an einem (sic!) freien USB-Anschluss am PC anschließen und der Spaß kann beginnen! Alles in allem hat der Aufbau keine fünf Minuten in Anspruch genommen und dürfte niemanden wirklich vor eine Größere Herausforderung stellen. Zur Not liegt, wie eingangs geschrieben, ja auch noch eine gute Anleitung bei, in die ggf. ein Blick geworfen werden kann. 😉
Ich kann mich nur wiederholen: Wenn man das fertig montierte „Logitech G920 Driving Force für PC & Xbox One“ in seiner ganzen Pracht so vor sich stehen hat, beschleicht einen zu wirklich keinem Zeitpunkt auch nur der Hauch eines Gefühls, sich ein „Spielzeug“ ins Haus geholt zu haben. Das Ding wirkt einfach nur extrem wertig und es macht schon allein Spaß, es anzuschauen. Ernsthaft! Der gesamte Griffbereich des Lenkrads ist aus wertigem, optisch durchaus ansehnlichem Leder gefertigt, welches laut Logitech händisch genäht wurde und, wie ich anmerken möchte, keinerlei unschöne Falten wirft – wie hier und da behauptet wird -, sondern vollumfänglich plan anliegt. Ein Qualitätsmerkmal! Die beiden Schaltwippen verfügen indes über eine schicke Edelstahl-Aluminium-Optik, genau wie die Zentrierungsmarkierung, welche im oberen Bereich des Lenkrads angebracht wurde. Die verbauten Knöpfe kommen in der grundlegenden Anmutung eines Xbox-One-Controllers daher: Dies gilt für das Digipad zur Linken genauso, wie für die A-, B-, X- und Y-Knöpfe auf der rechten Seite. Selbst an den obligatorischen Xbox-Dashboard-Button hat man gedacht! Insgesamt verfügt das „Logitech G920 Driving Force“ über 9 Knöpfe, die für Menschen mit durchschnittlich groß dimensionierten Händen allesamt jederzeit gut erreichbar sein sollten und wahlweise entweder ingame oder aber über die Logitech-G-HUB einzeln nach Belieben konfiguriert werden können.
Nicht ganz optimal gelöst: Direkt über dem erwähnten Xbox-Dashboard-Button wurde von Logitech eine kleine LED verbaut, welche, sobald das Lenkrad per USB am PC angeschlossen wurde, hell leuchtet, um die grundlegende Betriebsbereitschaft der Hardware zu signalisieren. Bei Tageslicht stört mich diese kleine LED keineswegs, bei Sessions später am Abend, bzw. allgemein in einem abgedunkelten Zimmer, kann sie jedoch schon mal dezent blenden. Nein, es ist nicht so, dass fahren wegen der leuchtenden LED dann unmöglich wäre, aber… sie kann halt eben durchaus schon mal ablenken, wie ich finde. Daher im Fall der Fälle einfach mit einem dunklen Aufkleber überkleben und gut ist.
Die Pedaleinheit steht dem wirklich gelungenen Lenkrad übrigens in nichts nach: Auch hier hat man von der ersten Minute an das ziemlich gute Gefühl, in qualitativ hochwertige Hardware investiert zu haben. Alle drei Pedale (Auflagefläche & Gelenk!) wurden aus Aluminium hergestellt – und eben nicht wie der ein oder andere Konkurrent aus Plastik, wo dann nach ein paar Wochem im Einsatz gerne mal was abbricht etc – und kommen mit ebenfalls aus dem selben Material gefertigten Pedalkappen, wie man sie allgemein hin aus sportlichen Fahrzeugen kennen dürfte. Auch hier: Qualität! Jedes Pedal nennt darüber hinaus einen eigenen, spezifischen Druckpunkt sein Eigen: So lässt sich das Gaspedal quasi mühelos treten, während die Kupplung schon etwas mehr Druck voraussetzt. Die Bremse ist indes extrem steif gerasten – wird mit der Zeit allerdings ein wenig weicher – und muss schon mit aller Macht getreten werden, um einen Druckpunkt von 100 Prozent zu erreichen. Hier sollte man software-technisch auf jeden Fall entsprechend feintunen, indem beispielsweise nur 50-65 Prozent des Pedalspiels abgefragt werden. Ansonsten dürften insbesondere all jene, die kein Sim-Racing-Rig ihr Eigen nennen, sondern auf einem rollenden Schreibtischstuhl sitzen, Probleme mit ihrem bei starken Bremsungen allmählich wegrollenden Stuhl bekommen. Aber wie gesamt, das Bremspedal wird mit der Zeit etwas weicher. Je nachdem wie intensiv man die Hardware nutzt, kann dies aber schon mal einige Wochen, wenn nicht sogar Monate dauern.
Im Praxistest mit „Assetto Corsa“, „Assetto Corsa Competizione“ und „DiRT Rally 2.0“ hat das „Logitech G920 Driving Force“ eine wirklich gute Figur gemacht. Dank des gebotenen 900-Grad-Radiuses (ca. 1 1/4 Umdrehungen nach rechts und links) sind jederzeit präzise Lenkeingaben möglich, die ebenso präzise in der laufenden Simulation umgesetzt werden. Der erwähnte, an den Auflageflächen perforiert gearbeitete Lederbezug des Lenkrad sorgt dabei für einen guten Abtransport der entstehenden Wärme, was wiederum schwitzigen Händen vorbeugt, denn bekanntlich sitzt nicht jeder Sim-Racer mit Rennhandschuhen vor dem PC oder der Konsole. Mein Gott, das Teil fühlt sich so enorm viel besser, einfach immens viel griffiger, wertiger an als diese ganzen Vollplastik-Lenkräder da draußen, – ein echter Traum! Die beiden verbauten Alu-Schaltwippen verrichten ihren Dienst ebenfalls ohne Murren, Klappern oder Hängenbleiben, dafür stets butterweich und zuverlässig. Erfolgte Gangwechsel werden dabei durch ein, imho, edeles Klicken quittiert. Hier und da, auch in einigen Rezensionen auf Amazon, habe ich gelesen, dass die beiden Wippen angeblich schon mal etwas ungenau abgefragt, Gänge verschluckt oder ausgelöste Gangwechsel gleich doppelt ausgeführt werden. Von all diesen Problemen bin ich bis dato von keinem einzigen heimgesucht worden, – und ich hoffe, dass dies auch in Zukunft so bleibt!
Immens beeindruckt bin ich nach den nunmehr knapp drei Wochen, die ich das Lenkrad auf Herz und Nieren habe testen können, von den beiden Schraubklemmen, mit denen die Lenkradeinheit am Schreibtisch befestigt wird. Zieht man diese beim Anschließen ausreichend fest an, so ist das Teil wirklich bombenfest an der Tischplatte verankert. Da wackelt nichts, da wandert nichts, da verrutscht selbst bei härtesten Drifts am Limit in „DiRT Rally 2.0“ absolut rein gar nichts auch nur einen einzigen Millimeter zur einen Seite oder zur anderen! Selbiges gilt für die Pedalen: Mit ausgeklappten Widerhaken verutschen diese selbst beim extremem Herunterbremsen (z.B. vor den beiden Schikanen in Autodromo di Monza) nicht auf dem Teppich, obwohl man hier wirklich immensen Druck auf das Bremspedal ausüben muss. Wirklich sehr beeindruckend!
Beim Thema Force-Feedback muss ich sagen, dass ich ein kleines bisschen enttäuscht bin. Wobei enttäuscht vielleicht das falsche Wort ist. Eher hatte ich mir grundsätzlich mehr erhofft. Alles in allem macht das rezensierte „Logitech G920 Driving Force“ nämlich auch in dieser Hinsicht eine gute Figur. Vor allem, wenn man sich das Preissegment, in welchem es angesiedelt ist, nochmals vor Augen führt. Für meine Begriffe vermittelt das von insgesamt zwei Motoren erzeugte FFB jederzeit ausreichend gut, wie sich der Wagen aktuell auf dem Asphalt, beim räubern über die Curbs, oder dem entspannten Cruisen durchs Kiesbett verhält; z.B. ein übersteuerndes Heck kündigt sich bereits in der Entstehung an, so dass entsprechend vorzeitig reagiert werden kann. Allerdings: Hatte man schon einmal ein Direct-Drive-Lenkrad in der Hand… – ok, der Vergleich ist vielleicht nicht wirklich angebracht, aber… naja, was solls. 😉
Die vom „Logitech G920 Driving Force“-Lenkrad im laufenden Force-Feedback-Betrieb verursachte Geräuschkulisse würde ich als „jederzeit deutlich vernehmbar, aber in Kombination mit guten All-Ears-Kopfhörern nicht wirklich störend“ beschreiben. Wer nebenbei Fernsehen oder einen Stream schauen will, dürfte sich dabei allerdings nichtsdestotrotz dezent gestört fühlen. Wem Force-Feedback nicht sonderlich wichtig ist und dieses Feature aus diesem Grund komplett deaktiviert, kann sich indes über einen wahrlich flüsterleisen Betrieb freuen.
Zum Ende hin sei noch eines, wenn nicht sogar das größte Manko erwähnt, das mir aufgefallen ist: Während es bei der Konkurrenz von Thrustmaster und Co. allerlei Zubehör zu kaufen gibt, beispielsweise stylishe Custom-Lenkradaufsätze im Formel-1-Stil, schaut man was das angeht beim „Logitech 920“ in die sprichwörtliche Röhre. Lediglich einen 6-Gänge-Shifter gibt es zu kaufen, das war es dann aber auch schon. Schade, denn besagte Aufsätze, welche nicht selten die Immersion deutlich erhöhen können, wären meiner Meinung nach das „Tüpfelchen auf dem i“ gewesen. Naja, in diesem Preissegment kann man scheinbar doch nicht alles haben…
Übrigens: In meinem Fall waren schon einige Tage nötig, bis mein Hirn den Umstieg vom Gamepad auf das Lenkrad vollständig vollzogen hatte. Auf jeden Fall sollte man sich nicht von erstmal deutlich höheren Rundenzeiten entmutigen lassen, sondern dranbleiben, sich peu á peu an die neue Hardware gewöhnen und reinfuchsen. Wenn dann die ersten guten Resultate eingefahren wurden, wird die Motivation umso höher sein!
Pro & Contra
Pro + gute Verarbeitungsqualität + hochwertige Materialien & Optik + präzise Lenkeingaben möglich + 900-Grad-Rotation + Lenk- & Pedaleinheit mit sicherem Stand + komfortable Konfiguration per G-HUB-App |
Contra – Force-Feedback etwas mau – LED-Indikatorleute kann u.U. ablenken – kaum offizielles Zubehör von Logitech |
Fazit
Ich bin mit dem „Logitech G920 Driving Force für PC & Xbox One“ sehr zufrieden. Für etwas über 200 Euro holt man sich hier ein gutes Sim-Racing-Lenkrad für Einsteiger ins Haus, welches mit guter Qualität, hochwertiger Verarbeitung, hoher Präzision und ansprechenden Force-Feedback-Effekten zu überzeugen weiß. Kleine aber feine Details, wie beispielsweise der handgenähte Lederbezug des Lenkrads, die auf Teppichboden für einen stabilen Stand sorgenden Widerhaken an der Pedaleinheit, oder auch die ultra-fest sitzenden Schraubklemmen zur Befestigung an der Tischplatte machen hier den Unterschied und hieven das Logitech-Lenkrad über vergleichbare Produkte der Konkurrenz.
Wer in die wunderbare Welt des Sim-Racing reinschnuppern, dafür allerdings nicht direkt die Urlaubskasse plündern möchte, liegt mit dem „Logitech G920 Driving Force“ genau richtig!