2021 war, wie schon das Jahr zuvor, ein in vielerlei Hinsicht extrem dürftiges Jahr – auch spielerisch. Nicht wenige Spiele, die in den vergangenen Monaten ihren Weg in meine PC- & Videospiel-Sammlung gefunden haben, entpuppten sich kurz nach Release als Rohrkrepierer. „Cyberpunk 2077“, „Yakuza: Like A Dragon“, „Watch Dogs 3: Legion“, „RiMS Racing“, „New World“ – und wie sie alle heißen. Allesamt – meiner bescheidenen Meinung nach – gehypte Rohrkrepierer, die meine Erwartungen an sie nicht mal ansatzweise haben erfüllen können. Langsam aber sicher habe ich den Eindruck, dass einige Studios und Publisher das nach wie vor grassierende Covid-19-Virus und die damit verbundenen Einschränkungen am Arbeitsplatz – Stichwort Home Office – als Vorwand hernehmen, um unfertige, allenfalls kurz vor der Beta-Phase stehende Spiele rauszuhauen – primär um schon mal Geld abzugreifen -, und diese dann nach Release drei oder vier Monate lang gepatcht und anschließend gepolished werden, bis sich irgendwann guten Gewissens sagen lässt: Version 1.0 done!
Aktuellster Neuzugang dieser immer länger werdenden Liste der Schande: „Battlefield 2042“, oder wie ich den Titel inzwischen nenne „Glitchfield 2042 – Buggy Edition“.
Was hab ich den Release des Squad-Shooters herbeigesehnt. Ich bin sogar, was ich in der Regel nicht tue, hingegangen und hab mir wenige Tage vor Release schon mal die Gold-Version gegönnt, in der neben dem eigentlichen Spiel auch der Year 1 Season-Pass, sowie ein paar kleinere Goodies enthalten sind. Nach den beiden Open Betas, an denen ich im Sommer teilgenommen und in deren Rahmen ich eine Menge Spaß hatte, war ich überzeugt davon, dass Electronic Arts und das verantwortliche Entwicklerteam DICE es hinbekommen würden, ein gepolishtes Produkt zu veröffentlichen. Eines, das dem gleichmaßen ikonischen wie ruhmreichen „Battlefield“-Franchise gerecht wird. Aber, wie inzwischen auch der aller-aller-allerletzte Fanboy (Fangirls mitgemeint) eingesehen haben dürfte: Nope, haben sie nicht. – „Battlefield 2042“ ist Stand heute, 19. November 2021 – aka Release-Day – ein broken Game, das noch einige Monate hätte Balancing und intensives Bug-Fixing vertragen hätte.
Warum ich der Meinung bin, dass „Battlefield 2042“ nicht nur unfertig, sondern broken ist?
Beginnen wir mit dem offensichtlichsten Mängeln, die einem schnell den Spielspaß verhageln: Die Partien – egal welcher Modus gespielt wird; ob Conquest, Breakthrough oder die beiden brandneuen Modi „Hazard Zone“ und „Portal“ – werden von häufigen Disconnects und Rubber-Banding (Hardcore-Lags) geplagt, was während Gameplay, bei dem in der Regel hundertstel Sekunden über Erfolg oder Misserfolg eines Schusses entscheiden, oft tödlich ist, – oder, um es weniger martialisch auszudrücken: über Sieg oder Niederlage entscheiden kann. Dies allein, im Zusammenspiel mit einer lag-anfälligen Hit-Registration aus dem Innersten Zirkel der Hölle, ist für jeden Online-Shooter, der nicht wenige Wochen nach Release wieder in der Versenkung verschwinden oder zumindest im Niemandsland rumsiechen will, sondern mehrere Jahre relevant bleiben und eine aktive Community um sich scharen möchte, ein absolutes No-Go. Kaum eine Partie vergeht ohne dass der Ingame-Textchat von Spielerinnen und Spielern vollgespammt wird mit Beschwerden über harte Lags, die den Spielspaß gen Süden ziehen und den Frustlevel gen Norden steigen lassen. Ich frage mich: Wozu waren eigentlich die beiden Open Betas gedacht, wenn nicht unter anderem auch dazu, die Be- & Auslastung der Server zu testen?!
Dann wären da noch zahlreichen kleine wie große Bugs und Glitches, die es in die Verkaufsversion von „Battlefield 2042“ geschafft haben, und angesichts deren ich mir nicht mehr ganz sicher bin, ob es bei EA DICE sowas wie eine Qualitätssicherung gibt, ob das Spiel im Rahmen der Entwicklung zwischendurch auch mal geplaytestet wurde?! – Ein paar Beispiele gefällig?
- Annähernd alle Waffen verfügen über enormem Spread und Bloom, was präzises Gunplay schier unmöglich macht und nicht selten dafür sorgt, dass lediglich der Faktor Zufall darüber entscheidet, ob eine Kugel ihr angedachtes Ziel trifft oder es verfehlt, und eben nicht, wie es eigentlich sein sollte, der Skill
- Hit-Marker erscheinen stark zeitverzögert oder fehlen manchmal auch komplett
- Schüsse durchdringen zwar Metallplatten, bleiben aber im Blattwerk eines Busches hängen
- Team-Mitglieder werden plötzlich als Feinde markiert
- Equipment resettet nach dem Joinen einer neuen Partie, so dass man mit einer suboptimalen Ausrüstung in die Runde gehen muss
- Hovercrafts mit denen nach Herzenslust durch die gegnerischen Truppen gepflügt werden kann als wäre es nichts, die zudem senkrecht an Wänden hochfahren können und so selbst die Spitzen von hunderte Meter hohen Wolkenkratzern erreichen können
- Vehikel (Panzer, Jeeps, Hovercrafts u.a.) können auf den Dächern von Wolkenkratzern gespawnt werden
- Vehikel fallen nach dem Einsteigen „durch den Level“
- manche Leitern können nicht erklommen werden – und wenn doch, dann nur nach mehreren Anläufen
- eine über die Maßen verschachtelte, schlicht unintuitive Menüstruktur
- Inventar-Management aus der Hölle (T-Menü)
- das komplette Fehlen einer Ingame VoIP-Lösung, mit der Spielerinnen und Spieler sich unkompliziert untereinander über Strategien abstimmen können, was in einem Squad-Shooter nicht so unwichtig ist (DICE begründete dies in einem Interview – meine ich mich erinnern zu können – damit, dass doch eh fast jeder Gamer Discort installiert hätte…)
- kein „echtes“ Scoreboard, lediglich die Stats (Kills, Assists, Revives etc) des eigenen Squads werden angezeigt
Der für mich persönlich schwerwiegendste Bug, über den ich bis dato gestolpert bin, ist jener, der verhindert, dass man nach dem Ingame-Ableben neu spawnen kann. Dies zwingt einen quasi dazu, die Partie gen Hauptmenü zu verlassen oder alternativ zu rage-quitten. 😉 Am besten einfach mal einen Blick ins offizielle Support-Forum werfen, – man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Wie kann man ein AAA-Game in einem solchen Zustand, mit diversen game-breaking Bugs auf den Markt bringen?!
Woran sich viele stören, was mich hingegen aber so gar nicht tangiert: die Optimierung des Spiels für PC. Mein Gaming-PC aka Big Black Box schafft mit Ultra-Settings (nur die Licht & Schatten-Effekte stehen auf „Hoch“) und aktiviertem DLSS (auf der Einstellung „Ausgewogen“) auf allen „BF 2042“-Maps nahezu durchgängig 90+ FPS. Ja, ich weiß, das reicht den meisten Shooter-Pros mit eSport-Ambitionen nicht, – mir als – ich würde behaupten – überdurchschnittlichem, jedoch keinesfalls galaktischem FPS-Gamer jedoch schon. Von daher hab ich in dieser Hinsicht keine wirklichen Probleme zu beklagen. Ich komm gut klar und fühle mich bis dato absolut konkurrenzfähig. 🙂 Der vor wenigen Tagen, am 16. November, veröffentlichte Nvidia GeForce-Treiber v496.76 hat zudem nochmal ein paar extra Frames mehr aus meinem System herausgekitzelt.
Ok, klingt bisher alles recht negativ. Ich muss jedoch gestehen: „Battlefield 2042“ macht, trotz der erwähnten schieren Wüste an Bugs und Glitches, einfach eine Menge Spaß! Alles was ich brauch ist eine neue Runde Conquest oder Breakthrough, Sundance, meine DXR-1 und ne ruhige Hand. Der Spielspaß stellt sich dann, trotz der erwähnten Bugs und Glitches, schnell ein! Zumindest dann, wenn man gewillt ist, über einige Unzulänglichkeiten erst einmal hinweg zu sehen, und darauf zu vertrauen, dass die kommenden Patches und Game-Updates Abhilfe schaffen werden. Ganz ehrlich: Es ist einfach ein ziemlich geiles Gefühl, an der Seite von 63 anderen Spielerinnen und Spielern gen Feind auszurücken, Basen zu erobern und diese zu verteidigen, oder schlicht an den eigenen Sniper-Skills zu feilen. Insgesamt befinden sich in der PC-Version von „Battlefield 2042“ gleichzeitig 128 Spielerinnen und Spieler, bzw. deren Specialists – so EAs Bezeichnung für die Ingame-Charaktere, die mich aufgrund Ihrer Optik und ihren absolut cheezy Voice-Lines an typische Hero-Shooter a la „Valorant“ und „Apex Legends“ erinnern – auf dem Schlachtfeld. Im Vorgänger „Battlefield V“ waren es noch 32 vs 32. Neue Maps gibt es zum Launch indes sieben, von denen ich insbesondere Departed, Breakaway sowie Orbital (bekannt aus den beiden Open Betas) ins Herz geschlossen hab. Weitere sollen in den kommenden Monaten folgen. Die neuen Maps sind allesamt sehr weitläufig angelegt, um ausreichend Platz für die nun 128 zeitgleich anwesenden Specialists zu bieten, nennen eine gute Vertikalität ihr Eigen und wissen mit zahlreichen großen wie kleinen Details zu überzeugen.
Sehr cool ist zudem der neue „Battlefield Portal“-Mode, in dem einige klassische Modes und Maps aus früheren „Battlefield“-Teilen gezockt werden können. Darüber hinaus können kreative Spielerinnen und Spieler sich eigene Szenarien erstellen, beispielsweise eines in dem die Specialists aus „2042“ auf einer Map aus „Battlefield 3“ gegen Soldaten aus „1942“ antreten. Oder ein eigener Sniper Server. Der Kreativität beim Erstellen eigener Maps und Szenarien sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Dass aber ausgerechnet „Battlefield 4“-Inhalte im Portal-Mode nicht enthalten sind, ist immens schade. „BF 4″ ist meiner Meinung nach der bis dato beste Teil des Franchise. 😉 Ob “ Battlefield 2042″ an dessen ultra-knackiges Game- und Gunplay jemals herankommen wird, bleibt abzuwarten.
Zu „Hazard Zone“ kann ich Stand jetzt nicht viel sagen, da ich bis dato noch nicht ausreichend viel Zeit mit dem Modus verbracht habe.
Alles in allem muss ich sagen, dass ich mit „Battlefield 2042“ trotz der zahlreichen kleinen wie großen Bugs und Glitches, die es in die Verkaufsversion geschafft haben, eine gute Zeit habe. Ernsthaft! Ich würde schon fast von einer waschechten Hassliebe sprechen! Darüber hinaus habe ich durchaus Vertrauen in DICE und EA, dass die ihren „Shit together getten“ und ihr Baby im Verlauf der kommenden Monate durch stetes Bug-Fixing, Balancing und Polishing auf ein dem Franchise angemessenes Niveau hieven. Im Falle des 2016 releasten „Battlefield 1“ haben sie genau dies ja schließlich schon mal geschafft.
In diesem Sinne: Wir sehen uns auf dem Glitc… ähm, Battlefield!