Ich weiß nicht, ob ich es schon einmal hier im Blog erwähnt habe: Seit gut und gerne 20 Jahren schon bin ich ein riesengroßer Fan der „Sherlock Holmes“-Hörspielreihe von Maritim, bzw. neuerdings Romantruhe Audio. Die beiden von mir sehr geschätzten Schauspieler und Synchronsprecher Christian Rode und Peter Groeger sind in den liebevoll produzierten Hörspielen als Meisterdetektiv Sherlock Holmes und dessen Chronist Dr. John Watson zu hören, an ihrer Seite wirkt ein Sprecher-Cast, der sich ebenfalls sehen, bzw. hören lassen und mit zahlreichen bekannten Namen der Branche aufwarten kann. Im Verlauf der Jahre wurden knapp 120 Hörspiele produziert, unterteilt in „Die regulären Fälle“ (2003 – 2011), welche auf den bekannten Geschichten aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle basieren, und „Die neuen Fälle“ (seit 2012), welche von diversen Autoren für die Hörbuchreihe geschrieben wurden, bzw. nach wie vor werden und lediglich grob auf Manuskripten Doyles basieren.
Nun muss man wissen, dass sowohl Rode als auch Groeger Anfang des Jahres 2018 verstorben sind. Dass nach wie vor neue Fälle erscheinen, in denen die beiden zu hören sind, liegt zum einen daran, dass gleich für mehrere Jahre vorproduziert wurde, als auch an dem Umstand, dass ab einem gewissen Punkt, genauer gesagt ab dem Hörspiel „Sherlock Holmes – Der verlorene Schmetterling“ die Künstliche Intelligenz (KI) übernommen hat. Bedeutet: Holmes und Watson werden seitdem von einem KI-Sprachmodell gesprochen, das auf den Stimmen des kongenialen Sprecherduos basiert, aber eben natürlich nicht mehr von Rode und Groeger selbst.
Unter anderem auf dieser Seite kann man sich eine knapp 5-minütige Hörprobe der Folge „Sherlock Holmes – Der verlorene Schmetterling“ anhören.
In meinen Ohren klingt das fürchterlich. Langsam, monoton, seelenlos. Da ist keinerlei Emotion, kein Witz, kein „hörbares Augenzwinkern“, wenn sich die beiden mal wieder wie so oft necken oder einen verbalen Schlagabtausch liefern. Da ist nichts, rein gar nichts. Nichts als Kälte. Während Groeger sich noch einigermaßen so anhört wie das Original (nur eben emotionslos und kalt), wurde Rodes Stimme – zumindest in meinen Ohren – nicht sonderlich gut getroffen; er klingt höher, jünger, einfach anders.
Ich bin, wie gesagt, seit über zwei Jahrzehnten ein Fan der Hörspiele und höre mir diese im 2-Jahres-Rhythmus immer wieder gerne an. Diese neuen „Neuen Fälle powered by KI“, von denen ich nun durch Zufall erfahren habe, werde ich mir jedoch nicht mehr anhören. Beim Anhören der oben verlinkten Hörprobe allein hatte ich ein wirklich merkwürdiges Gefühl, das einfach nicht weichen wollte. Ja, Holmes und Watson waren akustisch von den Toten auferstanden, aber es waren eben nicht Christian Rode und Peter Groeger, die ihnen wie früher charmant Leben einhauchten und die Hörspielreihe zu einem absoluten Genuss machten.
Zu hören war lediglich ein seelenloses Programm, das einen Text vorlas.
Die Nachricht vom Tod der beiden hat mich damals schwer getroffen, ihre unverwechselbaren Stimmen waren ein Teil meiner Jugend mit dem ich viel Positives verbinde. – Auch jetzt bin ich wieder traurig gestimmt, wenngleich ich den genauen Grund nicht in Worte fassen kann.