Seit heute ist „PlayStation Now“, das Videospiel-Streaming-Angebot aus dem Hause Sony, auch in Europa verfügbar. Nachdem ich lange eher skeptisch war, ob Technik und Service was taugen, habe ich mir ein Herz genommen, bin über meinen Schatten gesprungen und habe mir ein – zunächst erstmal für einen Monat – ein „PS Now“-Abo gegönnt. 16,99 Euro sind ja nun auch nicht die Welt. Meine gesammelten ersten Eindrücke möchte ich hier wiedergeben.
Da ich die Gamescom dieses Jahr tendenziell eher links liegen gelassen habe, hatte ich nur auf Umwegen vom „PlayStation Now“-Launch in Europa erfahren. Um genau zu sein, sprang mir kurz nach dem Hochfahren meiner PlayStation 4 Pro das neue strahlend-blaue „PS Now“-Icon im Konsolen-Dashboard ins Auge, – ganz so, wie es wohl einigen anderen auch gegangen sein dürfte. Angeklickt, kurz über den Service informiert, die monatliche Gebühr zur Kenntnis genommen, mich über den Kreditkarten-Zwang für die 7-tägige Testphase aufgeregt geärgert, stattdessen ein kostenpflichtiges Abo abgeschlossen und los ging’s!
Review
Das Angebot „PlayStation Now“ umfasst zum Europa-Launch rund 500 PlayStation-Spiele, die im Rahmen eines kostenpflichtigen Abos, das wie erwähnt mit monatlich 16,99 Euro aufs Girokonto durchschlägt, gezockt werden können. Verfügbar sind neben Klassikern aus längst vergangenen PS2- und PS3-Tagen, darunter einige meiner persönlichen Alltime-Favorites wie beispielsweise „ICO“, „Shadow of the Colossus“, „Red Dead Redemption“ und „Nelson Tethers: Puzzle Agent“ (siehe Screenshot unten), auch einige PS4-Titel wie z.B. „Killzone: Shadow Fall“, „God of War 3 – Remastered Edition“ sowie „Tropico 5“, was mich persönlich eher überrascht hat.
Neben „Puzzle Agent“, „ICO“ und „Shadow of the Colossus“ habe ich mir unter anderem noch „Everybody’s Golf“, „Braid“, „Evolve“, „Catherine“, „F1 2015“ sowie „Blood Bowl“ auf meine To-Do Liste gepackt. Die „PlayStation Now“-App ist dabei recht ähnlich zum PlayStation Store aufgebaut, vielleicht einen ticken weniger stylish. In mehrere Kategorien und Genres unterteilt, blättert man sich unkompliziert durch eine Liste verfügbarer Spiele, kann sich über diese kurz und kompakt informieren und wenn man etwas Interessantes entdeckt hat, genügt ein kurzer Druck auf die Kreuz-Taste des DualShock4-Controllers und das ausgewählte Spiel wird gestartet. Der Startvorgang des Spiels dauert in der Regel einige Sekunden. Je nach Popularität findet man sich auch schon mal in einer Warteschlange wieder, und muss sich die Zeit erst einmal anderweitig vertreiben.
Da es sich bei „PlayStation Now“ um ein Angebot handelt, bei dem Spieldaten nicht lokal auf der Konsole gespeichert werden, sondern stattdessen auf einem Server emuliert und anschließend durch die DSL-Leitung gestreamt werden, kann es demzufolge ausschließlich mit vorhandener Breitband-Internetanbindung der PS4 genutzt werden. (Ich frage mich, was all jene Sony-Fans, die sich vor ein paar Jahren noch vehement gegen eine konstante Internetverbindung der Xbox One ausgesprochen hatten, nun machen… aber das ist hier nicht das Thema.) Wie geschrieben: Eine permanente Internetverbindung der Konsole ist für die Nutzung von „PlayStation Now“ Pflicht! Außerdem sollte die Leitung möglichst leistungsstark sein und eine ausreichende sowie konstante Up- und Download-Geschwindigkeit ihr Eigen nennen, um nicht Gefahr zu laufen mit nervigem Input-Lag konfrontiert zu werden, der den Spielspaß rasch in den Keller ziehen kann. Alles über DSL 16.000, was hierzulande ja mittlerweile unterer Standard sein sollte, müsste meiner Meinung nach ausreichen. Eine Wlan-Verbindung der Konsole sollten zudem möglichst vermieden werden, da eine solche von heftigen Schwankungen der Verbindungsqualität heimgesucht werden kann, was sich wiederum sehr negativ auf den Stream auswirken kann.
Die von „PlayStation Now“ gebotene Bildqualität ist – zumindest in meinem Fall – sehr gut. Klar, selbst mit einer ultraschnellen Internetverbindung kommt die Darstellungsqualität aufgrund der vorgenommenen Kompression, mit der die Daten durch die Leitung geschickt werden, nicht an den gewohnten optischen Standard der PS4 ran, von der nochmal erheblich leistungsstärkeren PlayStation 4 Pro mit ihren diversen technischen „Schmankerln“ mal ganz zu schweigen. Das Bild wirkt einen Ticken farbloser und die erwähnte Kompression sorgt hier und da für eine „fragmentierte“ Darstellung. Nichtsdestotrotz finde ich es immens beeindruckend, wie gut gestreamte Videospiele ausschauen können, wie gut die gebotene Tonqualität ist und mit wie wenig Input-Lag man bim Zocken zu kämpfen hat. Als ich gestern Abend in „F1 2015“ vor malerischer Kulisse so meine Runden über den Red Bull Ring in Österreich drehte, hatte ich schon nach wenigen Minuten vergessen, dass das Spiel nicht etwa im Laufwerk rotiert (was ja bekanntlich immer eine entsprechende Soundkulisse zur Folge hat), sondern über das Internet auf die Konsole gestreamt wird. Ganz ehrlich: Das klappt – einen anständigen Internetanbieter vorausgesetzt – alles so dermaßen reibungslos und unkompliziert, dass ich meine anfängliche Skepsis der Technik gegenüber inzwischen gänzlich abgelegt habe. Übrigens: Erinnert sich noch jemand an OnLive? Im Jahr 2015 wurde der Service von Sony übernommen. Inzwischen liefert er das technische Know-How für „PlayStation Now“.
Erzielte Spielfortschritte werden nicht lokal auf der Festplatte der PlayStation 4-Konsole, sondern stattdessen auf den Online-Servern von Sony hinterlegt. Allerdings auch nur für den Zeitraum, in dem man ein laufendes „PS Now“-Abo sein Eigen nennt. Wer dieses kündigt, muss sich auch von seinen Savegames trennen. Für Trophy-Hunter interessant: Sämtliche PS3- und PS4-Spiele, die über „PlayStation Now“ gezockt werden können, bieten vollständigen Trophy-Listen. Wer, wie ich, in seinem bisherigen Leben nie eine PlayStation 3 besessen hat, kann nun endlich auch in diversen PS3-Exklusiv-Titeln auf Trophäen-Jagd gehen!
Kurzer Hinweis an alle Multitasker da draußen: Da offenbar seitens Sony lediglich eine recht begrenzte Serverkapazität zur Verfügung steht, wird man, sobald man eine gewisse Zeit lang inaktiv ist – ~5 Minuten -, vom „PlayStation Now“-Server gekickt und das laufende Spiel wird beendet, um dadurch Platz für andere Spieler zu machen. Kurz vorher wird dankenswerterweise ein entsprechender Hinweis mit einem Countdown bis zur Verbindungstrennung eingeblendet. Selbes geschieht auch im Fall eines drastischen Leistungsabfalls der Internetleitung.
Einen dicken, fetten Negativpunkt habe ich mir bis ganz zum Schluss aufgehoben: „PlayStation Now“ ist leider Account-gebunden und kann somit nicht von einem zweiten Account an derselben Konsole genutzt werden. Wer sich beispielsweise die PS4-Konsole mit der Freundin teilt, muss zwei „PlayStation Now“-Abonnements abschließen, damit beide den Service nutzen können. Es sei denn man teilt sich einen Account, aber wer lässt sich schon gerne seine Trophy-Liste „zumüllen“? 😉
Fazit
Alles in allem kann man sagen, dass ich von „PlayStation Now“ absolut nicht enttäuscht bin. Ganz im Gegenteil: Ich finde es verdammt eindrucksvoll, wie zuverlässig und reibungslos das Angebot inzwischen läuft. Technisch gibt es nicht viel zu meckern, und wenn doch, dann auf hohem Niveau. Ist „PS Now“ eine lohnenswerte Alternative zu traditioneller Abwärts-Kompatibilität, wie sie z.B. von Microsoft bei dessen Xbox One angeboten wird? Nein, natürlich nicht. Ist „PlayStation Now“ denn wenigstens ein „Netflix für Videospiele“, wie die „BILD“-Zeitung in ihrem Test schreibt? Nö, auch das nicht. Dafür ist das Angebot an verfügbaren Spielen viel zu gering, nicht breit genug gefächert und nicht aktuell genug, und die monatlichen Abokosten zudem zu hoch.
Ich für meinen Teil werde den Service im Auge behalten und immer dann, wenn ein, zwei neue Spiele, die mich interessieren, für die ich allerdings im PlayStation Store (oder wo auch immer) keine 20+ Euro ausgeben würde, ergänzt wurden, mal wieder reinschauen. Ein dauerhaftes „PS Now“-Abo kommt für mich allerdings zum jetzigen Zeitpunkt nicht infrage.