Interview mit Shandra Schadt_

1. Juni 2005          Interview          Hinweis

SynchroWorld.de
Shandra, unsere Leser kennen Dich natürlich vor allem als deutsche Stimme von Hollywood-Superstar Jessica Alba, aber es kursiert auch das Gerücht, dass Du am Theater tätig warst. Was kannst Du uns dazu erzählen?

Shandra Schadt
Mein Opa war im Münchner Marionettentheater 43 Jahre lang Direktor. Und da ich bei meinem Opa aufgewachsen bin, habe ich natürlich in ganz jungen Jahren das Puppenspielen gelernt.

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In welchen Stücken konnte man Deine Fähigkeiten denn bereits erleben?

Shandra Schadt
In allen möglichen Märchen wie z.B. „Hänsel und Gretel“, „Schneewittchen“, „Vom Fischer und seiner Frau“, „Däumelinchen“, „Der Riese Tunichtgut“, „Froschkönig“, usw. Aber auch in Opern wie „Die Zauberflöte“, „Die Entführung aus dem Serail“, „Die Kluge“, „Der Mond“ und – worauf ich ganz besonders stolz bin – „Der Prometeus“, in altgriechischer Sprache. Unter anderem auch die Komödie „Der eingebildete Kranke“ von Molière…

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Wie kommt es, dass Du Dich dann doch für die Schauspielerei, bzw. das Synchronsprechen entschieden hast?

Shandra Schadt
Meine ganze Familie war künstlerisch tätig und da war für mich ganz klar, daß ich auch irgendetwas Künstlerisches machen wollte.

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Anscheinend wolltest Du also schon immer einen kreativen Beruf ausüben… Beschreibe uns doch bitte Deinen Werdegang.

Shandra Schadt
Das ist richtig! Da ich in der Schule nicht gerade die Beste war und ich sowieso schon ganz andere Pläne hatte, hab ich mich immer im Theater bei meinem Opa aufgehalten, der mir dann letztendlich das Puppenspielen beigebracht hat. Und so bin ich quasi ins Theater und auf die Kunst gekommen. Im Theater war ich von 1986 – 2000. „Das Biest im Bodensee“ (RTL) war 1998 und die Serie „Medicopter 117“ (RTL) ging von 2000 bis 2001.

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Wie bereits erwähnt, standest Du bereits in Produktionen für die ARD und RTL vor der Kamera. Ist die Schauspielerei der Bereich auf den Du Dich festlegen würdest, wenn Du denn müsstest?

Shandra Schadt
Sehr gern. Aber leider ist es sehr, sehr schwer dort irgendwie richtig Fuß zu fassen.

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Wird man Dich denn in nächster Zeit wieder in einem Film oder einer Serie sehen können? Kann man diesbezüglich schon was ankündigen?

Shandra Schadt
Leider nicht. Wie schon gesagt, es ist sau schwer dort Fuß zu fassen.

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Nun befasst sich SynchroWorld.de primär mit dem Thema Synchronisation. Dort bist Du ja sehr aktiv. In letzter Zeit standest Du unter anderem für die hochklassige Comicverfilmung „Sin City“ im Studio. Wie bist Du eigentlich zur Synchronisation gekommen?

Shandra Schadt
Ich hab mit 8 Jahren bei einer Synchronisation zugeschaut und da ist ein Mädchen in meinem Alter nicht zu ihrem Termin erschienen und da musste ich dann einspringen. Das war wirklich Glück.

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Weißt Du noch bei welcher Produktion Du dein Synchrondebüt gegeben hast und wen Du gesprochen hast?

Shandra Schadt
Tut mir leid, das weiß ich leider nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass ich einen super Regisseur hatte und zwar Herrn Rabanus. Der war echt klasse!

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Du bist unseren Lesern natürlich vor allem als brillante deutsche Stimme von Hollywood-Star Jessica Alba bekannt. Was hältst Du persönlich von ihr?

Shandra Schadt
Jessica Alba ist natürlich eine super sexy Frau, keine Frage und als Schauspielerin gefällt sie mir immer besser. Sie ist super attraktiv und ich kann ganz ehrlich sagen, ich find sie toll.

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Leider hast Du sie ja in „Fantastic Four“ nicht gesprochen. Kannst Du uns sagen, woran es gelegen hat? Du hast Dich ja eigentlich inzwischen als ihre Feststimme etabliert…

Shandra Schadt
Das passiert schon mal. Viele Filme gehen ja auch nach Berlin und wenn die Produktion sich Flug und Hotelkosten sparen will, dann nehmen sie schon mal ’ne Berlinerin. Leider, denn ich hätte sie super gern gesprochen. Keine Frage.

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Stehen denn in nächster Zeit wieder Studiotermine an, bei denen Du Jessica synchronisierst?

Shandra Schadt
Ja, auf jeden Fall! Ich war vor kurzem in Berlin und habe sie in „Sin City“ gesprochen. Bruce Willis spielt auch mit. Ich denke, der Film müsste bald in den Kinos erscheinen.

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Wie genau läuft denn eine solche Aufnahme ab? Angenommen, man würde einen völlig Ahnungslosen ins Studio schleifen… Was würde ihn dort erwarten?

Shandra Schadt
Der blanke Horror! Erstmal ist es stockdunkel und überall Monitore, Mikrofone, Kabel, Lautsprecher, usw… Als Zweites würde er feststellen, wie schwierig es eigentlich ist zu synchronisieren. Viele denken, man geht einfach ins Studio, macht ein bisschen „bla bla“ und schon gehst du mit viel Geld nach Hause. Aber so ist das nicht! Es ist wirklich sehr schwer. Leider wird das heute immer noch von Vielen unterschätzt.

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Wie hat man sich denn einen „typischen“ Tag vorzustellen?

Shandra Schadt
Diese tägliche Routine in der ich bin ermöglicht es mir, innerhalb kürzester Zeit mich in die Rolle einzufinden. Die Regie erklärt mir den Inhalt des Filmes, den Typ der Rolle und hilft mir dann auch so zu spielen wie es am Besten ist. In großen Kinofilmen bekommt man auch den Film und Text zugeschickt, dass man sich noch besser darauf vorbereiten kann.

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Welches Genre macht Dir persönlich am meisten Spaß? Bist Du eher der Comedy-Typ oder sprichst Du lieber ernstere Rollen?

Shandra Schadt
Auf jeden Fall Comedy. Das macht einfach mehr Spaß. Auch im ganzen Studio herrscht eine ganz andere Atmosphäre.

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Shandra, Du musst ja quasi ständig eine andere Persönlichkeit „verkörpern“. Wie bereitest Du Dich auf eine neue Rolle vor? In wie weit hilft da Deine Schauspielausbildung?

Shandra Schadt
Ich hatte keine Schauspielausbildung. Wie gesagt, ich hab mit 8 Jahren angefangen diesen Beruf auszuüben und wenn man noch ein Kind ist, fällt es einem immer leichter etwas zu lernen. Ich bin sozusagen im Theater groß geworden.

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Wenn man eine Serienrolle über längere Zeit spricht, wie Du z.B. die Amber in der Serie „Reich & Schön“, kommt man da nicht irgendwann in eine Phase, in der sich eine gewisse Routine einschleicht und die Qualität nachlässt?

Shandra Schadt
Das kann passieren, aber normalerweise bekommt man dann schon einen Dämpfer von Regie, Tonmeister und Cutterin. Und es ist ja auch so… Ein Take wird so lange aufgenommen, bis er allen gefällt.

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Nebenbei gefragt: Man hört immer wieder „Cutterin“. Gibt es eigentlich keine männlichen „Cutter“ oder wird dieser Bereich so sehr von Frauen dominiert?

Shandra Schadt
Sehr süß, die Frage.
Ja, da ist schon was dran, dass dieser Bereich von den Frauen dominiert wird. Aber… doch, es gibt auch männliche Cutter und die sind genauso gut und man hat ebenso viel Spaß mit ihnen wie mit den Frauen!

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Zum Glück tritt dieses „Phänomen“ bei Dir ja in keinster Weise auf! Was man in den jüngst veröffentlichten „Slayers-Movies“ hören kann. Dort sprichst Du seit langer Zeit mal wieder die Hauptrolle Lina Inverse. Durch die „Slayers“-TV Serie bist Du damals unter Anime-Fans sehr populär geworden. Wie stehst Du eigentlich privat zu solchen Serien?

Shandra Schadt
Mir persönlich gefallen diese Anime-Serien nicht. Sie sind sehr sexistisch. Aber es gibt auch hin und wieder Szenen die ich sehr witzig finde. Sie sind halt unglaublich schwer zu sprechen. Du musst ständig schreien, kämpfen usw. Wenn ich den ganzen Tag Anime synchronisiert habe, bin ich abends immer sehr kaputt. Du musst immer 180% geben!

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Ich sehe da schon wieder zig Mails von aufgebrachten Fans eintrudeln… Was genau gefällt Dir denn an solchen Serien nicht? Könntest Du das vielleicht an einem Beispiel verdeutlichen?

Shandra Schadt
Oh ja, das kann ich! Ständig die Kamera von unten, dass man den Slip sieht. Immer dieses sexistische Gezeichne, wie z.B. riesen Titten, kurze Röcke oder nur einen ganz knappen Streifen über dem Schambereich und das nervt einfach!

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Fällt es Dir eigentlich schwerer Dich in einen Zeichentrick-Charakter hinein zu versetzen? Von Deinen Kolleginnen und Kollegen hört man immer wieder, dass es schwer sei, die japanischen Emotionen zu verstehen…

Shandra Schadt
Das ist richtig. Ich blick‘ da teilweise auch nicht mehr durch. Aber Zeichentrick ist vom Sprechen her einfacher, zwecks den Labialen. Es sei denn es ist so ein Anime-Film, wo ständig geschrieen wird. Wie schon gesagt, das ist wirklich sehr schwer.

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Worin bestehen die Unterschiede in der Art, wie man beispielsweise Lina Inverse spricht?

Shandra Schadt
Lina war immer sehr stürmisch, aufbrausend, immer auf Konfrontation und Verteidigung. Halt Vollpower. Während andere Rollen sehr schüchtern, leise, verlegen, ruhig oder traurig sein können.

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An welche Produktionen erinnerst Du Dich immer mal wieder gern zurück

Shandra Schadt
„Tiger and Dragon“, „Hero“ und „House of flying Daggers“. Da ich ein sehr großer Kung Fu–Fan bin, hat es mir natürlich sehr viel Spaß gemacht in solchen Filmen mit zu sprechen. Aber auch die „Simpsons“ und „Futurama“ waren sehr schöne Studiotage. Einfach tolle Kollegen, tolle Stimmung und super witzige Folgen.

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Apropos: „Kung-Fu“ bedeutet ja soviel wie „Immer üben“. Machst Du eigentlich von Zeit zu Zeit Sprachübungen, oder liegt Dir das Synchronsprechen so im Blut?

Shandra Schadt
Oh, sehr gut. Ich bin überrascht. Das mit „Immer üben“ wissen nicht viele. Dadurch, dass ich jeden Tag im Studio stehe hab ich Übung genug!

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Was schaut Shandra Schadt eigentlich privat und was ist das für ein Gefühl, wenn Du beim Zappen unvermutet auf Deine Stimme stößt?

Shandra Schadt
Ich persönlich schau sehr gern Liebeskomödien, Fantasy, SciFi-Filme, aber auch mal einen richtig guten Horrorstreifen an. Wenn ich meine Stimme höre, dann gefalle ich mir nie. Aber ich glaube, man geht mit sich selbst am kritischsten um.

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Wie Du ja bereits gesagt hast, resultiert eine gelungene Synchronfassung meistens auch aus einer guten Arbeitsatmosphäre! Bei welchem Studio hältst Du Dich denn immer wieder besonders gern auf?

Shandra Schadt
In der Cinema Factory wo „Bold and Beautiful“ synchronisiert wird. Da ist es echt immer sehr witzig!

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Das Obligatorische zum Schluss:
Wenn keiner der Hollywood-Stars eine deutsche Feststimme hätte… Für wen sollte man Dich dann besetzen?

Shandra Schadt
Ouhhhh, das ist eine sehr schwierige Frage, aber ich glaube Natalie Portman wäre was! Ich hatte ja schon mal das Vergnügen sie zu sprechen, aber leider nur einmal. Aber mit Jessica Alba bin ich auch sehr zufrieden und super happy.

SynchroWorld.de
Jetzt steht ja erstmal Urlaub an…
Aber was bringt die Zukunft? Worauf können sich Deine Fans freuen?

Shandra Schadt
Den hab ich mir wirklich verdient. Ich freu‘ mich auch schon riesig!
Also die Anime-Fans können sich auf „Witch Hunter Robin“ freuen. Diese Serie ist letzte Woche fertig geworden. Dann kommt auch noch ein Film mit Jessica Alba ins Kino: „Sin City“!

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Ein paar Worte an Deine Fans…

Shandra Schadt
Ich fühl‘ mich sehr geschmeichelt, dass ich bei diesem Interview mitmachen durfte. Ich danke allen meinen Fans, die mich sehr glücklich machen, wenn ich immer wieder höre, dass ich meine Arbeit gut mache. Sicher gibt es auch welche, die mich bestimmt nicht gut finden, aber das ist okay. Man kann nicht jedem gefallen.

SynchroWorld.de
Wir bedanken uns und wünschen Dir für all Deine weiteren Projekte viel Erfolg und alles Gute! Vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast!

Shandra Schadt
Ich wünsch‘ Euch was. Ciao!

Das Interview mit Shandra Schadt führte ich im Jahr 2005. Veröffentlicht wurde es auf SynchroWorld.de, einem mittlerweile eingestellten Onlinemagazin für Synchronschaffende.

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