Wer öfters ein paar Runden „Call of Duty: Modern Warfare II“ zockt, wird mit ihnen sicherlich bereits Bekanntschaft gemacht haben: Cheater und Hacker. Leute, die unerlaubte Hilfsmittel wie Aim-Bots, Wall-Hacks, Cronus-Zen und weitere Tools nutzen, um ingame einen Vorteil gegenüber anderen Spielern zu haben, weil es entweder vom spielerischen Skill her ansonsten nicht reichen würde oder sie bewusst trollen wollen, für Views, Klicks und die berühmten fünf Minuten Internet-Fame.
Da Activisions eigener Anti-Cheat namens Ricochet, wie ich hier im Blog bereits einige male geschrieben habe, nicht sonderlich wirksam zu sein scheint – wie ist es sonst zu erklären, dass scheinbar nichts gegen die Cheater-Horden unternommen wird? – müssen eben Teile der Community aktiv werden und die Arbeit der Entwickler übernehmen: Call of Shame, seines Zeichens anonymer Hacker-Hunter & Developer, hat eben dies getan und heute auf YouTube den ersten vorzeigbaren Build seiner Anti-Cheat-Lösung „Guardian Anti-Cheat“ vorgestellt, – und die kann sich, meiner Meinung nach, für ein offenbar rein privates Projekt durchaus sehen lassen!
Und so funktioniert der „Guardian Anti-Cheat“:
- Ein Cheat wird ausgeführt.
- Guardian Anti-Cheat scannt die verdächtige Datei und verschiebt sie in die lokale Quarantäne.
- Die verdächtige Datei wird zum Abgleich an eine Online-Cheat-Datenbank gesendet; diese ist via EV DigiCert SSL verschlüsselt und von Cloudflare geschützt.
- Die verdächtige Datei wird analysiert. Wurde ein Cheat entdeckt, wird dies an „Guardian“ gemeldet.
- Die als Cheat identifizierte Datei wird an der Ausführung gehindert und geblockt.
Im Video wird gezeigt, wie der Anti-Cheat bereits jetzt, in dieser frühen Phase der Entwicklung, in der Lage ist, zahlreiche Cheats und Hacks zu erkennen und ihre Ausführung zu blocken. Darunter Kaliber wie Artificial Aiming, AC, ACD Tools, ACE, Noah, Phantom Overlay, Viper, Zen und Engine Owning. Auch VPNs wie „SBMM Off“ (deaktiviert das Skill Based Match Making in „MWII“) und „Bot Lobbies“ (Lobbies mit Low-K/D-Spielern) werden anscheinend erkannt; selbes gilt für einen aktiven Cronus-Zen.
Call of Shame stellt darüber hinaus in Aussicht, dass auch die Hacker-Hunting-Community aktiv werden und verdächtige Dateien, neue Cheat-Dateien an die Online-Cheat-Datenbank wird einreichen können. Diese sollen dann manuell getestet und ggf. in die Datenbank eingepflegt werden. Regelmäßige, Community-gestützte Patches sollen die Anti-Cheat-Software auf dem neuesten Stand halten.
Grundsätzlich finde ich die Idee, eine eigene Anti-Cheat-Lösung zu entwickeln, weil Activisions eigener „Ricochet Anti-Cheat“, wie oben geschrieben, eher suckt als taugt, nicht verkehrt. „It is now impossible to cheat in competitive Call of Duty“, wie Call of Shame behauptet, ist allerdings recht naiv, denn mir fehlt der Glaube, dass jemand, der in „Call of Duty: Modern Warfare II“ typische Cheats wie Aim-Bot, Perma UAV und Wall-Hacks laufen oder zumindest ’nen Cronus Zen am Controller hängen hat, den „Guardian Anti-Cheat“ freiwillig bei sich auf dem PC installieren wird. Warum genau sollte ein Cheater, der sein getuntes Gameplay unter Umständen sogar streamt – und das machen nicht wenige… -, das tun? Was genau sind der Anreiz, das Druckmittel, um diese Leute durch „Guardian“ überführt und aus den MP-Lobbies verbannt zu bekommen?
Die üblichen Verdächtigen werden eher mit 100 mehr oder weniger plausiblen Gründen um die Ecke kommen, warum sie die Software nicht auf ihrem Rechner haben wollen, um sich ja nicht die Blöße geben zu müssen, live on-stream als dirty little Cheater entlarft zu werden, – und ihre Simps werden natürlich drauf reinfallen.
Vielleicht gelingt es Call of Shame ja, den ein oder anderen Turnier-Veranstalter von seinem eigenentwickelten Anti-Cheat zu überzeugen und dieser macht „Guardian“ dann u.a. zur Pflicht?