Gran Turismo Sport_

30. Oktober 2017          Review          "Werbung"
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Mein allererstes „Gran Turismo“-Videospiel habe ich mir irgendwann im Januar 2005 für die alt-ehrwürdige PS2 gekauft. Ich kann mich daran erinnern, dass ich vom Gameplay ziemlich angetan war, allerdings habe ich nicht sonderlich viel Zeit mit dem Titel verbracht, was insbesondere mit dem Release eines MMORPGs namens „World of Warcraft“ zu tun hatte, das hierzulande bekanntlich im selben Zeitraum erschien.

Es sollten sage und schreibe fast 13 Jahre ins Land ziehen – und eine Menge Wasser den Rhein hinunter -, bis mit „Gran Turismo Sport“ das nächste vom japanischen Studio Polyphony Digital unter der kreativen Leitung der Designer-Legende Kazunori Yamauchi entwickelte „GT“-Videospiel Einzug in meine Videospiel-Sammlung gehalten hat. Seit der gefeierten Weltpremiere im Rahmen der Tokyo Game Show im Oktober 2015 habe ich die Entwicklung des Titels gleichermaßen mit Spannung wie Interesse verfolgt und spätestens seit meiner Teilnahme an der offenen Beta-Testphase stand für mich fest: Das Game rockt!

Wie sich „Gran Turismo Sport“ im Test geschlagen hat, für wen sich eine Anschaffung lohnt und wer sich einen Kauf besser zweimal überlegen sollte, klärt meine ausführliche Review zur Version 1.03. Getestet wurde auf einer PlayStation 4 Pro-Konsole.

Gran Turismo Sport
2017, Rennspiel, PlayStation 4
Polyphony Digital / Sony Interactive Entertainment
www.Gran-Turismo.com

Spieletrailer

Beschreibung
„Willkommen zur Zukunft des Motorsports! Das definitive Rennsporterlebnis ist zurück – und auf dem PlayStation 4-System besser denn je. ‚Gran Turismo Sport‘ verschafft Ihnen Zugang zu den schnellsten, meistbegehrten Rennmaschinen der Welt und lässt Sie einen Geschwindigkeitsrausch ohne Grenzen erleben – ob alleine, mit Freunden oder in offiziellen Online-Rennwettbewerben, die so realistisch sind, dass sie von der FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) anerkannt wurden. Verdienen Sie sich fahrerischen Ruhm, indem Sie als Repräsentant Ihres Heimatlandes oder Ihres Lieblingsautoherstellers gegen andere Fahrer antreten. Die Besten der Besten erhalten die Möglichkeit, beim weltweit live übertragenen jährlichen Finale der FIA-Gran-Turismo-Meisterschaft zu Legenden des digitalen Motorsports zu werden.“ – Quelle

Review

Gleich zu Beginn dieser Review sei gesagt: Nein, „Gran Turismo Sport“ ist kein typisches „GT“-Videospiel mehr! Stand in den bisherigen Iterationen von Sonys traditionsreichem Rennspiel-Franchise insbesondere die spielerische Befriedigung der Automobil-Sammelsucht des Spielers im Vordergrund, so verhält es sich in „GT Sport“ grundlegend anders. Hier hat man es mit einem in vielerlei Hinsicht gestreamlineten Gameplay-Erlebnis zu tun, welches die-hard Fans der Reihe auf den ersten Blick vielleicht sogar enttäuschen dürfte. Langfristig wird sich „Gran Turismo Sport“ jedoch als solide Basis für etwas großes Neues erweisen, da bin ich mir sehr sicher.

„Gran Turismo Sport“ nennt insgesamt drei grundlegende Spielmodi sein Eigen, die über das abermals annähernd zur Perfektion durchgestylte Menü ausgewählt werden können. Als da wären „Arcade“, „Kampagne“ sowie ein Spielemodus namens „Sport“. Unter „Arcade“ wurden die allgemein hin üblichen Spielmodi zusammengefasst, wie man sie auch aus anderen Titeln des Genres her kennt: „Einzelrennen“, „Zeitfahren“, „Drift-Rennen“, „Benutzerdefiniertes Rennen“ (Parameter wie Rennlänge, Reifen- und Treibstoffverbrauch, KI-Schwierigkeit, Härte und Frequenz der von der virtuellen Rennleitung verhängten Strafen etc lassen sich detailliert festlegen), sowie „Splitscreen-Duell“ für zwei Spieler (sic!) und der „PlayStation VR“-Modus. Die sogenannte „Kampagne“ ersetzt im Grunde genommen die aus den vorangegangenen „Gran Turismo“-Spielen bekannte Fahrer-Karriere, in deren Rahmen man sich allerlei Herausforderungen gestellt und in schöner Regelmäßigkeit als Belohnung neue Wagen für die eigene Sammlung abgestaubt hat. All dies ist nach wie vor präsent – gleichwohl in einer dezent abgespeckten Form -, wird jedoch schlicht anders, imho übersichtlicher, präsentiert. Zusätzlich werden angehenden Rennfahrern in der Fahrschule absolute Basics, bis hin zu fortgeschrittenen Fahrtechniken beigebracht. Auch hier winken einige neue Rennkarossen als Belohnung. Auffällig: Sämtliche Kampagnen-Missionen sind erschreckend einfach ausgefallen, kein Vergleich zu den teils wirklich harten Nüssen in „GT6“ und „GT5“, so dass selbst ungeübte Piloten relativ zügig an ihre Gold-Trophies kommen sollten. Beim „Sport“-Modus, dem unangefochtenen Herzstück des Spiels, handelt es sich um täglich stattfindende, von Polyphony Digital angesetzte rudimentäre Online-Rennen gegen Spieler aus aller Welt. Einige Wochen nach Release sollen zudem erstmals auch Online-Meisterschaften ausgetragen werden, in deren Rahmen teilnehmende Spieler für ihre eigene Nation und/oder einen Hersteller ihrer Wahl das Gaspedal bis aufs Bodenblech durchtreten können. Als Belohnung winkt, neben Ruhm und Ehre und zahlreichen Ingame-Credits, die Qualifikation für die offizielle FIA GT Sport Championship, deren Sieger seinen Pokal im Rahmen einer feierlichen Zeremonie von niemand geringerem als F1-Weltmeister Lewis Hamilton überreicht bekommen wird. Na, wenn das mal kein Ansporn ist!

Interessierte Spieler können sich in der „Brand Central“ über die Geschichte und einige der populärsten Marken des internationalen Automobil-Rennsports – zumindest über jene, die in „GT Sport“ enthalten sind – informieren, im Bereich „Lobby“ in Windeseile Online-Rennen gegen Freunde, Bekannte und Menschen aus aller Welt ansetzen, und im „Lackierungseditor“ ihrer kreativen Ader freien Lauf lassen. Cool: „Gran Turismo Sport“ ist meines Wissens nach das erste PlayStation-Rennspiel bei dem es möglich ist, dass andere Online-Spieler die erstellten Lackierungen auch zu sehen bekommen und nicht mehr länger mit einer 0815-Standard-Textur abgespeist werden! Last but not least wäre da noch der „Scapes“-Modus zu nennen. In diesem kann man sich voll und ganz der wunderbaren Welt der Automobil-Fotographie hingeben und einige der phantastischsten Sportwagen unserer Zeit vor grandios anzusehenden Kulissen, Szenerien und Panoramen ablichten kann. Jepp, in „Gran Turismo Sport“ gibt es auch abseits der Rennstrecke einiges zu tun. Für den ein oder anderen Kritiker mögen die zuletzt aufgezählten Features wenig oder zumindest nicht mehr allzu viel mit dem ursprünglichen „GT“-Erfolgsformel zu tun haben, die bekanntlich noch aus den späten 90er Jahren herrührt und über die Jahre nur ausgesprochen zögerlich einer Frischzellenkur unterzogen wurde. Ich für meinen Teil bin ein großer Fan des „Lackierungs-Editors“ und der Möglichkeit, meine im Verlauf vieler Arbeitsstunden und mit viel Herzblut erstellten Werke auf meinem Fahrerprofil mit der Welt zu teilen.

Apropos Fahrerprofil: „Gran Turismo Sport“ kann man ohne großartig zu übertreiben als ein „Facebook des virtuellen Motorsports“ bezeichnen. Auf dem eigenen Fahrerprofil, mit dem jeder PSN-Account beim ersten Einloggen bedacht wird, werden zahlreiche Statistiken rund um die eigene Rennkarriere festgehalten. Des Weiteren kann man ebendort seinen Avatar an seine eigenen Vorlieben anpassen, beispielsweise indem man ihm einen neuen Helm verpasst, die Optik des Rennoveralls verändert oder ihn eine besonders verwegene Pose einnehmen lässt. Zudem können über das eigene Fahrerprofil Lackierungen, Fotos und sonstige Erfolge mit Freunden und der restlichen „Gran Turismo“-Community geteilt werden. Besonders talentierten Grafikern, Fotographen unter den „Gran Turismo Sport“-Spielern kann man zudem zudem mit einem Knopfdruck folgen, so dass deren Werke fortan im News-Stream im Hauptmenü auftauchen. Ein ziemlich cooles Feature, das mir – zumindest auf Konsole – in dieser Form und diesem Umfang bislang noch nicht untergekommen ist.

Leider, leider ist jedoch nicht alles Gold was glänzt. Auch bei „Gran Turismo Sport“ nicht: Lediglich 150 fahrbare Wagenmodelle samt jeweils einer passenden Lackierung wurden in die Verkaufsversion des Spiels integriert, kein Vergleich also zu dem in dieser Hinsicht schier gigantisch anmutenden „Gran Turismo 5“ oder dem vier Jahre alten Vorgänger „GT 6“, welcher ebenfalls einen weitaus größeren Umfang hatte. Dafür wurden alle im Spiel enthaltenen Wagen mit einer bis dato nicht gekannten akribischen Detailverliebtheit ins Spiel übertragen, die ihresgleichen sucht und der direkten Konkurrenz auf PC und Konsole, namentlich „Forza Motorsport 7“, „Project CARS 2“, „Assetto Corsa“ und „iRacing“, weit voraus ist. Bevor jemand fragt: Ja, sämtliche nicht-fiktionalen Wagen im Spiel haben von den Jungs und Mädels von Polyphony Digital dieses Mal ein funktionales 3D-Cockpit spendiert bekommen! Mit Alfa-Romeo, Alpine, Aston Martin, Audi, BMW, Bugatti, Chaparral, Chevrolet, Citroën, Daihatsu, Dodge, Ferrari, Fittipaldi Motors, Ford, Honda, Hyundai, Infiniti, Jaguar, Lamborghini, Lexus, Mazda, McLaren, Mercedes-Benz, Mini, Mitsubishi, Nissan, Peugeot, Porsche, Renault Motorsport, Subaru, Toyota und Volkswagen sind indes insgesamt 32 lizensierte Hersteller am Start. Außerdem haben es die allseits beliebten Karts wieder in den Roster geschafft. Der vollständige Roster kann auf der offiziellen „Gran Turismo“-Website eingesehen werden. Auffällig ist die starke Fokussierung auf „FIA GT“-Rennwagen (GT3 & GT4), was sicherlich mit dem Anspruch des Titels, von der FIA abgesegnete Online-Meisterschaften auszutragen, begründet werden kann. Ebenfalls stark vertreten sind die so genannten „Vision GT“-Wagenmodelle, bei denen die Ingenieure einiger Hersteller sich mal so richtig austoben durften, die für mich persönlich allerdings spielerisch eher uninteressant sind. Die aus den Vorgängern bekannten Straßenrennwagen, Serienmodelle und Oldtimer wurden derweil fast gänzlich aus dem Aufgebot gestrichen. Wie eingangs erwähnt: „GT Sport“ ist anders als seine Vorgänger keine virtuelle Autosammlung mehr, sondern vielmehr ein Titel, in welchem man sich in zwei, drei Rennkarossen, mit denen man gut zurecht kommt und die man mag, „reinfuchst“ und versucht, sie im Stile eines Michael Schumachers bis hin zur Perfektion zu meistern.

GT Sport

Ein ähnliches Bild bietet sich hinsichtlich der Streckenauswahl: 17 verschiedene Locations mit insgesamt 40 verschiedenen Streckenführungen wurden ins Spiel integriert. Darunter offiziell lizensierte, allerdings nicht lasergescannte Rennstrecken (Brands Hatch, Interlagos, Mount Panorama, Nürburgring, Nürburgring GP, Suzuka & Willow Springs) reale Streckenumgebungen mit von Polyphony Digital kreierter Streckenführung (Tokyo Express Way & Autodrome Lago Maggiore), fiktive Rennstrecken (Alsace, Dragon Trail & Kyoto Driving Park), fiktive Oval-Rennstrecken (Blue Moon Bay Speedway, Broad Bean Raceway & Northern Isle Speedway) sowie ebenfalls fiktive Rallye-Rennstrecken (Alsace, Colorado Springs & Fishermans Ranch). Auch hier haben die Macher kräftig aufs Bremspedal getreten und viele Strecken, die in den Vorgängern noch mit von der Partie waren und von „GT“-Fans geliebt wurden, kurzerhand aus dem Spiel gestrichen. Dem Vernehmen nach, sollen zwar einige Strecken peu á peu nachgereicht werden, darunter aller Voraussicht nach wohl Silverstone, Laguna Seca, Spa-Francorchamps, Road America und Imola, allerdings ist nicht klar, ob dies im Zuge kostenloser Content-Updates geschehen wird oder ob Käufer des Hauptspiels nachträglich nochmals zur Kasse gebeten werden. Die in der Vollversion von „Gran Turismo Sport“ enthaltenen Rennstrecken sind dafür durch die Bank gelungen und wurden, wie schon die Wagenmodelle, mit einer unheimlichen Liebe zum Detail nachgebildet und ins Spiel übertragen. Insbesondere die drei Fantasie-Kurse „Dragon Trail“, „Tokyo Express Way“ und „Maggiore“ wissen hinsichtlich ihrer glaubwürdigen Streckenführung sowie ihrer überaus organischen Einarbeitung in die Landschaft zu gefallen und sind meiner Meinung nach echte Bereicherungen des Strecken-Rosters, die im Nachfolger „Gran Turismo 8“ – wann auch immer dieser erscheinen mag – auf keinen Fall fehlen dürften! Ganz ehrlich: Ich bin sogar der Meinung, dass das Autodrome Lago Maggiore nachgebaut gehört, die Strecke ist ein Traum!

Sämtliche Strecken in „Gran Turismo Sport“ können zu unterschiedlichen Tageszeiten (Sonnenaufgang, Mittag, Nachmittag & Sonnenuntergang) und Witterungsbedingungen (Sonne, leichte Bewölkung & bedeckter Himmel) in Angriff genommen werden. Tageszeiten und vorherrschendes Wetter sind dabei statisch, ändern sich also im Verlauf eines Rennens, bzw. einer Session nicht. Da im Rahmen einer ganz bestimmten Fahrschul-Mission im Kampagnen-Modus relativ subtil – und aufgrund dessen wohl von vielen Spielern bis dato unbemerkt – regennasser Fahrbahnuntergrund geteasert wird und im Tuning-Menü zudem Regenreifen ausgewählt werden können, kann man davon ausgehen, dass in den kommenden Monaten nach Release Regenrennen nachgepatcht werden. Ob irgendwann auch 24-Stunden-Rennen mit voranschreitender Tageszeit und wechselnden Witterungsbedingungen möglich sein werden, bleibt indes abzuwarten. Gerüchten zufolge, wird in den heiligen Hallen von Polyphony Digital unter Hochdruck an eben diesen Feature-Updates gewerkelt.

Der sogenannte „Sport“-Modus ist wie weiter oben bereits erwähnt das absolute Herzstück von „Gran Turismo Sport“. Täglich stehen drei oftmals grundverschiedene Events zur Auswahl, an denen Spieler bei Interesse beliebig oft teilnehmen können. Aktuell sind Sprint-Rennen mit einer Länge von 4-5 Runden, stehendem Start und ohne Pflichtboxenstop die Regel. Ab einem späteren Zeitpunkt soll es laut Polyphony Digital darüber hinaus auch deutlich herausforderndere Langstreckenrennen geben. Die Anmeldung zu einem oder gleich mehreren Events geschieht im Handumdrehen per simplem Knopfdruck und schon kann man Qualifying-Zeiten in den Asphalt brennen. Ein jederzeit eingeblendeter Countdown informiert darüber, wieviel Zeit noch bis zum Start des Rennens verbleibt. Anschließend findet im Hintergrund, für den Spieler nicht direkt nachvollziehbar, das Matching statt. Je nach Event, bekommt man es mit bis zu 23 menschlichen Kontrahenten zu tun; eine Auffüllung des Fahrerfelds durch CPU-Fahrer findet indes nicht statt. Welcher Gruppe von Spielern man zugelost wird, wird maßgeblich durch drei Faktoren beeinflusst: Zum einen durch die im Qualifying erzielte Zeit, zum anderen durch ein ins Spiel implementiertes Online-Reputations-System. Dieses analysiert sowohl die Grundschnelligkeit des Spielers, als auch seine Fairness, welche dieser während Online-Rennen an den Tag legt. Dadurch soll, zumindest in der Theorie, sichergestellt werden, dass jedes Online-Rennen in „GT Sport“ von einem ausgewogenen, aus annähernd ebenbürtigen Piloten bestehenden Fahrerfeld angegangen wird, was wiederum spannende Rennverläufe verspricht. Mit anderen Worten: Im „Sport“-Modus bekommt man es mit Gegnern zu tun, die in etwa genau so schnell und genau so fair sind, wie man selbst. Wer zwar nicht galaktisch schnell unterwegs ist, dafür aber stets fair, bekommt es mit Gegnern zu tun, bei denen dies ähnlich ausschaut. Rücksichtslose Online-Rowdies, die den Vordermann schon mal als zusätzliche Bremsmöglichkeit zweckentfremden, müssen sich derweil mit Ihresgleichen herumschlagen. Das System muss sich freilich noch ein paar Wochen einpendeln, doch lässt sich schon jetzt sagen: Es funktioniert alles in allem erstaunlich gut! Ich für meinen Teil habe schon jetzt, nur wenige Tage nach dem Release, einige packende Online-Rennen gegen fair agierende Kontrahenten erlebt, die Lust auf mehr machen. Die sprichwörtliche Bestätigung der Regel erlebt man natürlich auch dann und wann. Festzuhalten bleibt: Der „Sport“-Modus von „Gran Turismo Sport“ vereinfacht Online-Matchmaking enorm, und das Online-Reputations-System ist ein interessantes Unterscheidungsmerkmal, mit dem die versammelte Konsolen-Konkurrenz von „Assetto Corsa“, „Project CARS“ und wie sie alle heißen eben nicht aufwarten kann.

Bei aller Liebe zu kompetitiven Online-Multiplayer: Ich finde es unverständlich, wie die Entwickler mit den Singleplayer-Modi des Spiels umgegangen sind. Nachdem diese bis dato stets den Hauptteil der „GT“-Reihe ausgemacht haben, sind sie inzwischen nur noch zum reinen Beiwerk degradiert worden. So gibt es keinerlei Möglichkeit, im Singleplayer-Modus gegen CPU-Kontrahenten eine gewertete Meisterschaft über mehrere Rennen auszutragen. Komplette Rennwochenenden mit Training(s), Qualifikation und Rennen? Nope. Globale Online-Leaderboards im Zeitfahren? Ebenfalls nope. Und auch die Künstliche Intelligenz (KI) präsentiert sich in „GT Sport“ eher mäßig: Selbst auf dem höchsten verfügbaren Schwierigkeitsgrad (Profi) beenden geübte Piloten annähernd jedes Rennen auf dem ersten Platz und verweisen somit die bis zu 19 Kontrahenten auf die Plätze! Natürlich kann man sich selbst ein mehr oder minder großes Handicap auferlegen, indem man den eigenen Wagen durch Reduzierung der Leistung oder zusätzliches Gewicht absichtlich schlechter stellt, was die Rennen merklich anspruchsvoller macht. Nur: Wie motivierend ist das bitte auf Dauer? Zudem die Rennen gegen die KI meist nach Schema-F ablaufen: In der Regel setzen sich zwei Spitzenfahrer binnen weniger Kurven vom Rest des Feldes ab und ziehen von dannen, während sich hinten nach spätestens zwei, drei Runden Nachzügler herauskristallisiert haben, welche die Pace des Hauptfeldes nicht mitgehen können. Enttäuschend! Hier wäre auf jeden Fall ein weiterer anspruchsvollerer Schwierigkeitsgrad angebracht, der auch erfahrene Sim-Racer auf die Probe stellt.
Doch es gibt auch Positives zur Künstlichen Intelligenz zu berichten: Auf normalen Rundstrecken beherrscht die KI drei Rennlinien, was schon mal eine mehr ist als bei den meisten konkurrierenden Spielen: Zum einen eine schnelle Rennlinie, dann eine Linie zum Verteidigen der eigenen Position bei Überholversuchen, und zuletzt noch eine, die auf die im Falle von geschwenkten blauen Flaggen vor, bzw. während eines Überrundungsvorgangs ausgewichen werden kann. KI-Fahrer nutzen zudem die Vorteile des Windschattenfahrens aus, machen außerdem dann und wann nachvollziehbare Fehler, z.B. indem sie sich verbremsen, den Wagen nach zu hartem Räubern über die Curbs abfangen müssen oder ins Schleudern geraten, was sie menschlich erscheinen lässt. Die KI leidet zudem nicht am berühmt-berüchtigten „First-Corner-Syndrom“ (*hust* Project CARS 2 *hust*) und macht einem auch sonst erstaunlich selten ein sauber gefahrenes Rennen durch irgendwelche unsinnigen Kamikaze-Aktionen zunichte. Alles in allem macht die KI in „GT Sport“ einen guten, wenngleich auch nicht hervorragenden Eindruck. Natürlich kommt sie in keinster Weise an die Intensität eines Online-Rennens heran, aber man kann mit ihr durchaus Spaß haben, solange man wie im realen Rennsport rücksichtsvoll unterwegs ist und eben nicht wie in „Need For Speed“ um die Strecken brettert und sich dadurch einen riesigen Vorteil gegenüber der in der Regel fair (vielleicht sogar zu fair?) agierenden KI verschafft. Nur: Wer hält sich schon an eine solche selbst auferlegte Etikette, wenn grad niemand schaut und man demzufolge mit Konsequenzen zu rechnen hat?

Unverständlich: „Gran Turismo Sport“ könnte ein großartiger Simulator für ausgewiesene Hotlapping-Freaks (wie mich) sein, wenn, ja, wenn sich die Macher sich nicht dazu entschieden hätten, auf globale Online-Leaderboards für den Zeitfahr-Modus komplett zu verzichten. So werden in den lokalen Bestenlisten für die einzelnen Strecken lediglich die Top-20-Bestzeiten des angemeldeten Spielers festgehalten. Nicht einmal mit einer globalen Top-10 oder wenigstens von Freunden aufgestellten Zeiten kann der Titel aufwarten. Das ist schon ziemlich unverständlich, wenn man bedenkt, dass es sich bei „GT Sport“ um einen PlayStation-exklusiven AAA-Titel handelt, der obendrein von einem 1st-Party-Entwickelerstudio verantwortet wird, – und Sony die komplette Server-Infrastruktur stellt.

In „GT Sport“ gibt’s vollständig animierte Pitstops, die vom Spiel einigermaßen spektakulär in Szene gesetzt werden. Pitstops sind allerdings auch die einzige Gelegenheit, bei der man die Boxengasse einmal von nahem zu Gesicht bekommt. Durchfahrtsstrafen oder ähnliche Maßnahmen haben es nämlich nicht ins Spiel geschafft. Die einzigen Strafen, mit denen der Spieler im Verlauf eines Rennens konfrontiert wird, etwa wenn die Strecke allzu sehr geschnitten oder eine anderweitig geartete Unsportlichkeit an den Tag gelegt wurde, ist die Aufforderung, für eine bestimmte Zeitspanne das Tempo merklich zu reduzieren, um dadurch die gewonnene Zeit wieder auszugleichen. Ein informativer Boxenfunk hat es leider auch dieses Mal nicht ins Spiel geschafft. Selbes gilt für Einführungsrunden und zeitlich variierende Grünphasen vor respektive beim Start des Rennens – schade!

Ebenfalls gespart wurde an der Rahmenpräsentation der Rennen: Weder gibt es ein atmosphärisches Starting-Grid mit Nummern-Girls, TV-Teams und sonstigen immens wichtigen Personen, die sich eben dort für gewöhnlich kurz vor Rennbeginn noch tummeln, noch bekommen Spieler nach der Karierten Flagge eine anständige Siegerehrung zu sehen. Online gibt es wenigstens noch eine Jubelpose des siegreichen Fahrers, im Singleplayer indes wird lediglich eine abschließende Rangliste, feat. den strahlenden Sieger des Rennens, die zeitlichen Abständen der weiteren Piloten sowie die schnellste Runde des Rennens. Zudem kann man sich auf einer übersichtlichen Grafik für sämtliche Fahrer die Positionsverschiebungen im Verlauf des Rennens anschauen. Das war’s dann aber auch schon. Meines Wissens nach, gibt es Stand jetzt lediglich eine einzige atmosphärische Zwischensequenz im gesamten Spiel – nämlich jene, die der Spieler zu sehen bekommt, wenn er bei seinem Lieblings-Hersteller einen Fahrervertrag für den Hersteller-Cup im „Sport“-Modus unterschrieben hat.
Dafür kann „GT Sport“ mit einem funktionstüchtigen Strecken-Marschall-System nach offiziellen FIA-Regularien aufwarten: Mit geschwenkten gelben Flaggen wird auf Gefahren hingewiesen, grüne Fallgen heben die Warnung wieder auf, und am Ende der letzten Runde darf man sich sogar über eine animierte Schwarz-Weiss-karrierte Flagge freuen, die bekanntlich auch im Jahr 2017 noch längst kein Standard im Rennspiel-Genre ist!

„Gran Turismo Sport“ kann mit einem rudimentären Tuning-System aufwarten, das zwar nicht an den schier gewaltigen Umfang eines „Assetto Corsa“ oder „Project CARS 2“ heran reicht, aber nichtsdestotrotz genügend Tiefe sein Eigen nennt, um mit einem peu á peu immer weiter perfektionierten Setup die letzten paar Zehntel- Hundertstel-
und Tausendstel-Sekunden aus dem Wagen heraus zu kitzeln. Je Wagen können maximal neun verschiedene Setups (Grundabstimmung plus acht freie Speicherplätze) ausgetüftelt und für die spätere Nutzung abgespeichert werden. Aus welchem Grund hier eine Limitierung auf lediglich acht Speicherplätze vorgenommen wurde, ist derweil nicht ersichtlich und wird somit wohl bis auf Weiteres ein Geheimnis des Entwicklerteams bleiben. Vom Spieler erstellte Wagen-Abstimmungen können sowohl in den diversen Singleplayer-Modi, als auch bei Online-Rennen verwendet werden, es sei denn Custom-Setups werden über das Regelwerk des jeweiligen Renn-Events explizit ausgeschlossen.

GT Sport

Kommen wir nun zu einem nicht ganz unwichtigen Punkt bei der Bewertung eines jeden Rennspiels: der Fahrphysik. Publisher Sony Interactive Entertainment vermarktet „Gran Turismo Sport“ wie schon die Vorgänger als „The Real Driving Simulator“. Nein, weder als so genannte Hardcore-Simulation vom Schlage eines „iRacing“, noch als Arcade-Racer á la „Need For Speed: Payback“. Und ich finde, diesen Spagat hat Entwickler Polyphony Digital abermals perfekt gemeistert: Das Fahrverhalten der Rennkarossen im Spiel macht meiner Meinung nach einfach Spaß, es stellt sich – um es einmal mit dem Werbeslogan von BMW zu sagen – definitiv „Freude am Fahren“ ein. Der Titel ist grundsätzlich auf Zugänglichkeit ausgelegt, was durch zahlreiche zuschalt- wie feinjustierbare Fahrhilfen unterstrichen wird. Jedoch ist es nichtsdestotrotz herausfordernd, wirklich schnelle Zeiten in den Asphalt zu brennen – allerdings ohne dass besagte Herausforderung irgendwann in Frustration übergeht, wie das bei der Konkurrenz des Öfteren der Fall ist, wo das Bewegen eines Rennwagens gerne mal zur epochalen Herausforderung hochstilisiert wird und man sich aufgrund dessen fragt, wie viel das alles noch mit der Realität zu tun hat. Nein, in „GT Sport“ fühlen sich sämtliche Wagen schlicht und ergreifend „echt“ an, sie verfügen über eine spürbare Masse, die über den Asphalt bewegt werden will, und reagieren jederzeit nachvollziehbar auf Eingaben des Spielers. Reifenverschleiß, Benzinverbrauch sowie diverse untergrundbedingte Grip-Level werden von der Physik-Engine ebenso simuliert wie die Auswirkungen der vorhandenen Fahrbahnneigung während Beschleunigungs- und Bremsvorgängen sowie bei vorgenommenen Richtungsänderungen. Abschließend kann man zum Thema Fahrphysik sagen: „Gran Turismo Sport“ bekommt das, was es will, nämlich eine „realistische Fahr-Simulation“ zu sein, außerordentlich gut hin. Auf einer Skala von 0 bis 10, bei der die höchste Note einer anspruchsvollen Simulation entspricht, würde ich „GT Sport“ eine solide 7,5 geben. Zum Vergleich: „Assetto Corsa“ und „Project CARS 2“ bekämen jeweils eine 9, „Need For Speed“ (2015) eine 4.

Einer der wenigen Negativpunkte in Sachen Fahrphysik ist das Fahrverhalten der Rallye-Boliden auf den drei im Spiel enthaltenen Offroad-Pisten. Wer schon einmal einen PS-starken Wagen über eine Offroad-Strecke bewegt hat, oder einfach „Richard Burns Rally“, „DiRT Rally“ oder von mir aus auch „DiRT 4“ (siehe meine Review) gezockt hat, weiß, dass das, was einem in „GT Sport“ geboten wird, nicht allzu viel mit dem Fahrverhalten eines Rennwagen auf Staub, Schotter und/oder Matsch zu tun hat, sondern eher mit dem tendenziell eher unkontrollierten Schlittern über eine Eisfläche in bester Tradition des Klassikers „SEGA Rally“. Und so machen die Rallye-Rennen und -Herausforderungen im Spiel einige Zeit zwar durchaus Spaß, sind allerdings nicht sonderlich ernst zu nehmen und meiner Meinung nach vergeudeter Entwicklungsaufwand, der besser anderswo investiert worden wäre.

Ebenfalls nicht sonderlich nachvollziehbar ist die Tatsache, dass auch im Jahr 2017 nach wie vor kein anständiges Schadensmodell Einzug ins Spiel gehalten hat. Zwar werden Beschädigungen aller Art simuliert, beispielsweise beschädigte Radaufhängungen, verbogene Spurstangen und Schäden an der Aerodynamik, allerdings werden diese nicht, bzw. lediglich subtil am Wagenmodell angedeutet. Selbst frontale Crashes mit ordentlich Schmackes in einen Reifenstapel, eine Leitplanke oder einen anderen Wagen haben nur ein paar Kratzer und die ein oder andere mittelschwere Delle am Chassis zur Folge. Weder fliegen Teile davon, noch machen sich die schweren Schäden anderweitig visuell bemerkbar oder ziehen gar einen Totalausfall nach sich. Auch mit unvorhergesehenen mechanischen Defekten etc, wie sie im realen Rennsport bekanntlich durchaus vorkommen, wird man nicht konfrontiert. Das ist alles in allem schon etwas enttäuschend.

In den letzten Monaten sind einige großartige Rennspiele auf den Markt gekommen – „DiRT 4“, „Project CARS 2“ -, die allesamt eines gemeinsam haben: Sie sind auch mit dem DualShock 4-Controller ganz hervorragend spiel- und beherrschbar. Und es freut mich, dass „Gran Turismo Sport“ in dieser Hinsicht keine Ausnahme ist. Lenkbewegungen werden äußerst präzise ins Spiel übertragen, selbes gilt für die Abfrage der beiden Schultertasten, die für Gas- und Bremspedal zuständig sind. Wohldosiertes Gasgeben und Bremsen, gefühlvolle Drifts, das Abfangen des übersteuernden Hecks bei allzu gewagten Maneuvern – alles kein Problem und auch am DS4 gut umsetzbar. Mithilfe des D-Pads können während des Rennens HUD-Informationen durchgeblättert und Feinjustierungen an der Bremsbalance sowie an der Traktionskontrolle des Wagens vorgenommen werden. Die Tastenbelegungen für Schaltung, Handbremse, Lichthupe und weitere Funktionen ist jederzeit gut erreichbar und macht einen durchdachten Eindruck. In den Einstellungen können sämtliche Standard-Belegungen auf Wunsch auch den eignen Vorlieben folgend auf dem Controller verteilt werden.

Optik ist nicht alles, aber: Gottverdammt, ist „GT Sport“ ein wunderschön anzusehendes Videospiel! Meiner bescheidenen Meinung nach, ist es sogar das grafisch beeindruckendste Rennspiel der aktuellen Konsolen-Generation. Auf der PlayStation 4 Pro, auf der ich das Spiel getestet habe, läuft das Geschehen in ansehnlicher skalierter 4K-Auflösung bei gänzlich ruckelfreien 60 Frames pro Sekunde über den TV-Screen. Die Grafik ist hochdetailliert und legt nicht selten einen Fotorealismus an den Tag, der im gesamten Genre seinesgleichen sucht. Gleichzeitig hält sich die Anzahl an kritischen Popups in Grenzen, wenngleich auf der ein oder anderen Strecke noch ein wenig nachgebessert, bzw. optimiert werden sollte. Dafür weiß die enorme Weitsicht zu entschädigen, die das Gefühl entstehen lässt, man befände sich tatsächlich an der Location und nicht nur in einem kleinen abgesteckten 3D-Areal von vielleicht 4 Quadratmetern Fläche. Störendes Kantenflimmern gibt’s auf der PS4 Pro ebenfalls kaum – ein Zustand von dem die Konkurrenz von „Project CARS 2“ nur träumen kann. Die Wagenmodelle in „Gran Turismo Sport“ wurden jeweils aus mehreren zehntausend Polygonen erstellt, wurden mit hoch aufgelösten Texturen versehen und wissen mit zahlreichen kleinen wie großen Details zu überzeugen. Der von Polyphony Digital gelieferte Detailgrad ist derart immens, dass sogar kleinste Details wie kleinste Kerben in Radmuttern zu sehen sind, wenn man mit der Kamera nur nah genug an das Geschehen heran zoomt. Sämtliche Wagen (Ausnahme sind die Vision GT-Modelle) verfügen über ein funktionales 3D-Cockpit, in welchem ein vollständig animierter Fahrer (der eigene trägt dabei den eigenen selbst erstellten Rennoverall und Helm) seinen Dienst verrichtet. Auch abseits der Strecke gibt es zahlreiche kleine wie große Details zu bewundern, die allesamt Rennsport-Atmosphäre pur versprühen und in den sehenswerten Rennwiederholungen dafür sorgen, dass man ab und an wirklich glaubt, man sei aus Versehen an die TV-Fernbedienung gekommen und habe es mit einer Live-Übertragung auf Eurosport zu tun. Oh, und die wirklich phantastisch gelungenen Licht-, Schatten- und Partikeleffekte stellen selbst auf einer Non-HDR-Glotze die bisherige Genre-Referenz „Drive Club“ (siehe meine Review) mit Leichtigkeit in den Schatten. Wer’s nicht wahrhaben möchte: Einfach mal bei schönem Wetter und Sonnenuntergang ein paar Runden um das Autódromo José Carlos Pace drehen – und genießen!

Viele Jahre lang wurde „Gran Turismo“ alles in allem als ein superbes Rennspiel wahrgenommen. Doch sobald man auf die Soundkulisse des Titels, genauer gesagt auf den Motorensound der Rennkarossen zu sprechen kam, musste man zugeben, dass es da noch reichlich Raum nach oben gab. Von Spöttern wurde die Soundkulisse der Aggregate oft als Premium-Staubsauger beschrieben – womit diese nicht mal Unrecht hatten. Mit „Gran Turismo Sport“ gehören diese Zeiten ein für alle mal (hoffentlich!) der Vergangenheit an. Schön während der Betaphase dachte ich mir: Wow, da hat sich ja tatsächlich was getan, das klingt ja mal gar nicht schlecht! Jeder der 150 verschiedenen Wagen im Spiel kommt mit authentischen Motoren- und Getriebesounds daher. Die Abmischung ändert sich dabei, je nachdem aus welcher der insgesamt vier verschiedenen Kameraperspektiven (Cockpit, Stoßstange, TV-Cam, Verfolger) man das Geschehen verfolgt. So wird das Dröhnen des Motors sowie die Geräuschkulisse des Getriebes im Wageninneren aufgrund des virtuellen Fahrerhelms deutlich gedämpfter wiedergegeben als etwa in der Verfolgeransicht, was durchaus realistisch ist. Für meinen Geschmack einen Ticken übertrieben wurde beim Thema Quietschen der Reifen bei Kurvenfahrten, wobei die Intensität bekanntlich auch mit dem an den Tag gelegten Fahrstil zu tun hat.

Flankiert wird die gelungene Soundkulisse des Spiels durch einen größtenteils klassischen Soundtrack mit einzelnen Rock-Elementen, der geschmackvoll anmutet und sehr gut zum Thema Automobil-Rennsport passt. Mal eben kurz reinhören kann man u.a. auf YouTube. Wer nicht so auf Musik während harter Renn-Action steht, kann die Musikuntermalung in den Einstellungen auch herunter regeln oder vollständig ausschalten.

Fazit

Nein, „Gran Turismo Sport“ ist in der aktuellen Form ganz sicher nicht die in den Pressematerialien angepriesene „Zukunft des Motorsports“. Dafür gestaltet sich, bei aller Wertschätzung für die superbe technische Realisierung und den gebotenen Fahrspaß, der Umfang, mit welchem die Verkaufsversion daher kommt, als zu gering und die spielerische Abwechslung fällt zu dürftig aus. Insbesondere jene Käufer, deren Fokus auf Singleplayer liegt und solche, die sich abermals eine Autosammlung aufbauen wollen, die nicht bloß aus hochgezüchteten GT-Rennwagen besteht, dürften ihre Schwierigkeiten haben, mit dem Titel warm zu werden. Da dem eSport jedoch zweifelsohne die Zukunft gehört war es richtig, den bequemen ausgelatschten Pfad zu verlassen und etwas Neues zu probieren. Ob es den Traditionalisten nun gefällt oder nicht. Gleichwohl hätten sich die Macher wohl kein Bein ausgerissen, wenn man den diversen Singleplayer-Modi, die allesamt einen sehr rudimentären Eindruck machen, ein wenig mehr Entwickler-Liebe hätte zukommen lassen.

Nichtsdestotrotz sollte man anerkennen, dass das Entwicklerstudio Polyphony Digital mit „GT Sport“ eine mehr als solide Basis abgeliefert hat, auf der in den kommenden Monaten und Jahren hoffentlich aufgebaut wird. Aus „GT Sport“ kann bei konstanter Weiterentwicklung und peu á peu ergänzten neuen Inhalten durchaus eine Art „iRacing“ für PlayStation-Konsoleros werden. Das Potenzial dafür ist definitiv vorhanden, zumal Kazunori Yamauchi und sein Team mit Sony Interactive Entertainment einen finanzstarken Partner im Hintergrund wissen, der einer solche Entwicklung mit Sicherheit nicht im Wege stehen wird!

„Gran Turismo Sport“ in der getesteten Version 1.03 erhält von mir lediglich eine eingeschränkte Kaufempfehlung sowie solide 3 von 5 Sterne. Man darf jedoch optimistisch sein, dass sich die Renn-Simulation in den kommenden Wochen und Monaten kontinuierlich weiterentwicklen wird, was sich wiederum positiv auf die Wertung auswirken dürfte.

Letztes Update: 30. Juli 2018
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