Es klingt wie ein vorgezogener Aprilscherz: Facebook-Mutterkonzern Meta denkt laut darüber nach, die Anzahl der externen Verlinkungen, die ein Facebook-User pro Monat posten kann, in Zukunft drastisch zu begrenzen. Auf monatlich zwei (sic!) externe Verlinkungen, um genau zu sein. Nein, nicht etwa zwei externe Links pro Post, sondern pro Monat! – Wer damit nicht auskommt, benötigt einen verifizierten Account, für den Facebook seine User bekanntlich schon seit längerer Zeit zur Kasse bittet.
Natürlich könnte man nun fragen, wer denn im Jahr 2025, bald 2026 noch das Zuckerberg’sche Internet-Relikt nutzt. Ja, könnte man. Fakt ist aber halt eben auch, dass es aller rückläufigen Nutzungszahlen zum Trotz noch immer jede Menge Menschen – überwiegend älteren Semesters – gibt, die der US-Amerikanischen Datenkrake mit einer erschreckenden an den Tag gelegten Selbstverständlichkeit ihr Leben offenbaren, dort sensible Daten hinterlegen, Fotos und Videos posten und sich mit anderen über Intimstes austauschen. Es darf also durchaus davon ausgegangen werden, dass sich einige User finden werden, die für ein absolutes Basic-Feature wie Links, die nach außerhalb der Plattform führen, die Kreditkarte zücken, sollte die Beschränkung denn tatsächlich in die Tat umgesetzt werden.
Schon mal getestet wird das Ganze dieser Tage im Rahmen eines zeitlich wie räumlich begrenzten Experiments. Um herauszufinden, ob ein solches Feature die Attraktivität der Verifizierten Accounts steigern würde, wie man gegenüber „GeekOut“-Gründer Matt Navarra bestätigt hat. – Mein Tipp: Ja, würde es.
Käme es zur breiten Einführung: Die sozialen Medien, in der Form wie wir sie kennen, würden mit der Zeit aufhören zu existieren, – denn natürlich würden andere nachziehen, um sich diese wunderbare Chance abzukassieren und gleichzeitig einiges an Traffic auf der eigenen Plattform zu behalten nicht entgehen zu lassen. Allen voran Elon Musks „X“ (ehemals Twitter) würde mir da spontan einfallen. Dort, auf der ehemaligen Twitter-Plattform werden bereits seit Jahren Verifizierte Accounts – die sogenannten „blauen Haken“ – angeboten, die Zugriff auf besondere Features bieten, wie beispielsweise mehr Zeichen pro Post, erweiterte Möglichkeiten einen Post zu formatieren, sowie eine grundsätzlich höhere Reichweite für auf der Plattform veröffentlichte Inhalte.
Was ich mich angesichts solcher News frage: Wie schaut eigentlich Europas (lies: Europäische Union) Internet-Strategie im Allgemeinen und Social-Media-Strategie im Speziellen aus? Möchte man sich wirklich weiterhin von den Vereinigten Staaten abhängig machen und zu reinen Konsumenten deren Angebote und Plattformen degradieren, anstatt vielleicht so langsam auch mal selbst was auf die Beine zu stellen? Ich finde, es ist an der Zeit für einen europäischen Digitalen Independence Day! – Irre Idee: Warum bauen wir uns hier nicht einfach ein eigenes, sicheres, datenschutz-konformes, auf europäischen Werten fußendes Twitter – oder wie auch immer man die Plattform nennt -, das Respekt vor seinen Usern hat und auf dem Fake-News, Extremismus und all jene negativen Dinge, die X und andere Plattformen dieser Tage so ausmachen, keine Chance haben – und promoten dieses fortan mit Nachdruck über die zahlreichen Öffentlich-Rechtlichen TV-Sender in ganz Europa? Ich bin mir sicher, die User kämen und eine kritische Relevanz wäre binnen weniger Jahre erreicht.
Klar, es gibt Mastodon. Aber seien wir ehrlich: Die Plattform hat gefühlt die Schwelle zur Relevanz nie überschritten, sie wird nirgendwo reichweitenstark promotet, Politiker, Unternehmen und Personen von Relevanz nutzen sie wenn überhaupt nur sporadisch mal, und wie die genauen Userzahlen ausschauen, – unklar.
Naja, hoffen wir das Beste.